Hilfswerk: Mehr als 200 Priester seit 2015 in Nigeria entführt

Hilfswerk: Mehr als 200 Priester seit 2015 in Nigeria entführt
Mit Entführungen finanzieren sich in Nigeria dschihadistische Gruppen und kriminelle Banden. Priester gelten als leichtes und lukratives Ziel.

München (epd). In Nigeria sind laut „Kirche in Not“ in den vergangenen zehn Jahren mehr als 200 katholische Priester entführt worden. Die Zahlen verdeutlichten das dramatische Ausmaß der Sicherheitskrise in dem westafrikanischen Land, erklärte das päpstliche Hilfswerk am Montag in München.

Eine Auswertung der Katholischen Bischofskonferenz von Nigeria bis Ende November liste die Verschleppung von mindestens 212 Priestern auf und dokumentiere Entführungen in 41 der insgesamt 59 katholischen Diözesen und Erzdiözesen des Landes, heißt es in der Mitteilung des Hilfswerks. Dies bestätige die Einstufung Nigerias als eines der gefährlichsten Länder für Geistliche und kirchliche Mitarbeitende.

Dunkelziffer höher

Von den 212 entführten Priestern wurden laut der Dokumentation 183 wieder freigelassen oder konnten entkommen, zwölf wurden ermordet, weitere drei starben später an den Folgen der Gefangenschaft. Mehrere Geistliche seien mehrfach entführt worden. Viele Entführungen würden der Untersuchung zufolge direkt in den Pfarrhäusern, auf dem Weg zur Messe oder bei Reisen in entlegene Pfarrgebiete verübt.

Die tatsächliche Zahl der Entführungen dürfte noch höher liegen, erklärte das Hilfswerk. Auch Verschleppungen von Ordensleuten seien in der Auswertung nicht erfasst, ebenso wenig wie Fälle der vergangenen Wochen.

Massenentführungen und Gewalt

Vor allem nördliche Gebiete Nigerias sind seit Jahren von dschihadistischem Terror und Bandengewalt betroffen. Entführungen, in deren Anschluss hohe Summen an Lösegeld verlangt werden, haben sich zu einer Strategie entwickelt, mit der Kriminelle und Extremisten ihre Aktivitäten finanzieren. Geistliche gelten laut „Kirche in Not“ als gute Ziele, da sie aufgrund ihrer Kleidung leicht erkennbar und meist ungeschützt seien und ihre Gemeinden große Anstrengungen unternähmen, um Lösegeld aufzubringen.

Immer wieder kommt es auch zu Massenentführungen, etwa aus Schulen. Aufgrund der anhaltenden Gewalt hat Präsident Bola Tinubu den nationalen Sicherheitsnotstand ausgerufen und die Entsendung von mehr Soldaten in die betroffenen Gebiete angekündigt.