Bischof Kramer: "Kriege sind verlernbar"

EKD-Friedensbeauftragter Friedrich Kramer
dpa/Bodo Schackow
Mit Blick auf religiöse Konflikte weltweit wendet sich der EKD-Friedensbeauftragte Friedrich Kramer entschieden gegen jede Rechtfertigung von Gewalt im Namen des Glaubens.
Frieden in die Welt tragen
Bischof Kramer: "Kriege sind verlernbar"
Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland Friedrich Kramer verweist darauf, dass sich das Sicherheitsempfinden in Europa grundlegend verändert habe. Gewalt und Krisen hätten weltweit deutlich zugenommen, ein Grund mehr, an der internationalen Ordnung festzuhalten.

Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verweist darauf, dass sich das Sicherheitsempfinden in Europa grundlegend verändert habe. "Die Welt, wie wir sie kannten, endet. Es wird anders", sagt er. Gewalt und Krisen hätten weltweit deutlich zugenommen. Trotz dieser Entwicklungen hält Kramer an der internationalen Ordnung fest.

"Wir haben einen Ordnungsrahmen in den Vereinten Nationen mit einer pazifistischen Weltordnung", sagt er. Die dort festgelegten Prinzipien seien richtig: "Konflikte sollen friedlich gelöst, Menschenrechte geachtet werden." Daran müsse unbedingt festgehalten werden. Er setze auf diese Ordnung und habe "großes Vertrauen darauf, dass wir all diese Brutalität und Gewalt auch wieder eindämmen können". Krieg sei kein unabänderliches Schicksal. "Was entstehen kann, kann auch wieder aufhören", sagt Kramer.

Nach Ansicht des mitteldeutschen Landesbischofs Friedrich Kramer bringt der Krieg in der Ukraine das Potenzial für einen neuen Dreißigjährigen Krieg. Gelinge es nicht, ihn zu beenden, werde das verheerende Folgen für Europa haben, sagt Kramer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Krieg dauere bereits zu lange an und könne für Europa "in ein finanzielles Desaster und ein wirtschaftliches Ausbluten führen". Auch wenn unklar sei, wie und wann Verhandlungen im Ukraine-Krieg zu Ergebnissen führen, bleibe die Hoffnung auf ein Ende der Gewalt. 

Gegen Gewalt im Namen des Glaubens

Mit Blick auf religiöse Konflikte weltweit wendet sich Kramer entschieden gegen jede Rechtfertigung von Gewalt im Namen des Glaubens. Taten wie jüngst in Australien seien gottlos, sagt er. Dabei hatten zwei islamistische Attentäter 15 Menschen bei einem Chanukka-Fest getötet. Antisemitismus agiere nicht im Namen einer bestimmten Religion, sondern sei "in seiner modernen Form ein eher rassistisches Konstrukt", das jedoch religiöse Wurzeln habe, betont Kramer.

Zugleich warnte er vor den fortwirkenden historischen Belastungen zwischen den Religionen. "Die jahrtausendealten böswilligen Verdächtigungen, Gerüchte und Fake News zwischen den Religionen als Wurzeln sind immer noch da und jederzeit abrufbar", sagt Kramer. Das müsse zu größerer Achtsamkeit im öffentlichen Reden führen.

Christen trügen in dieser Situation eine besondere Verantwortung. Jesus fordere "an sehr vielen Stellen der Schrift zur Gewaltlosigkeit auf", sagt Kramer. Diese Haltung müsse immer wieder neu geprüft und verteidigt werden. Als Christen sei es Pflicht, sich dafür einzusetzen, "dass die Gewalt endet". Kramer betont: "Ich habe großes Vertrauen darauf, dass Krieg verlernbar ist."