Dank "Knut" in der Kirche im Warmen sitzen

Evangelische Kirche Eichtersheim
epd-Bild/Ev. Kirche Eichtersheim
Als eine der ersten hat die Evangelischen Kirche Eichtersheim (Rhein-Neckar-Kreis) auf das neue Heizsystem "Knut" umgestellt.
Warme Kirchensitzbank
Dank "Knut" in der Kirche im Warmen sitzen
Die Kirchen in Baden setzen auf Klimaschutz und wollen ihre Gebäude umweltfreundlich beheizen. Wie das System Knut in Weihnachtsgottesdiensten und bei Konzerten für eine klimaneutrale Temperierung sorgt, erklärt eine Architektin.

Den Namen Knut verbinden viele mit dem putzigen Eisbären, der vor einigen Jahren durch den Schnee im Berliner Zoo tollte. Mit einem Eisbären hat das gleichnamige Projekt in der Evangelischen Landeskirche in Baden zwar nichts zu tun, aber mit winterlichen Temperaturen, sagt die Architektin Ingrid Holler vom landeskirchlichen Baureferat dem Evangelischen Pressedienst (epd). Knut sei eine Abkürzung und stehe für "Körpernahe Umfeldtemperierung".

So werden elektrische Sitzbankauflagen und Sitzkissen bezeichnet, die in der kalten Jahreszeit für eine klimaneutrale Temperierung in Kirchen sorgen, erläuterte Holler. Damit sollen Gottesdienste, Konzerte und andere Veranstaltungen angenehm für die Besucherinnen und Besuchern bleiben. Warm anziehen sollte man sich trotzdem.

Holler verglich das Prinzip mit der Sitzheizung im Auto. Auf den ersten Blick seien die beheizbaren Sitzbankauflagen nicht von gewöhnlichen Polsterungen zu unterscheiden. Die Heizfunktion lässt sich unter der Kirchenbank anschalten. Als eine der ersten habe die Evangelischen Kirche Eichtersheim (Rhein-Neckar-Kreis) darauf umgestellt.

Das Heizsystem "Knut" funktioniert ähnlich wie eine Sitzheizung im Auto. Die Heizfunktion lässt sich unter der Kirchenbank anschalten.

Wenig effektive Luftheizungen ersetzen

Ziel ist es laut Holler, die wenig effektiven Luftheizungen, mit denen viele Kirchen beheizt werden, zu ersetzen. Denn die landeskirchlichen Klimaschutzziele haben auch für die Beheizung von Kirchen Konsequenzen. Danach sollen bis zum Jahr 2040 die CO₂-Emissionen um 95 Prozent und der Energieverbrauch um die Hälfte senken.

Weil eine Dämmung in der Regel keine Option sei und wegen des großen Raumvolumens sollen Kirchengebäude weniger beheizt werden, sagte Holler. Gerade bei älteren Kirchen gebe es sonst keine sinnvollen Alternativen. Im Altarraum sowie für Chor und Musiker könnten zusätzlich Infrarotheizungen eingesetzt werden.

Die Landeskirche finanziert den Wechsel von fossilen Brennstoffen zu elektrisch betriebenen Heizsystemen. Die ersten 15 evangelischen Gemeinden in Baden hätten das Projekt bereits umgesetzt. Ähnlich sei das bei der Erzdiözese Freiburg, die auch auf "Knut"-Kissen setzt und großes Interesse bei den Gemeinden verzeichnet.

Auch Orgeln und Ausstattungsgegenstände würden weniger durch Temperaturschwankungen belastet. Allerdings müsse auf die Luftfeuchtigkeit geachtet werden, damit sich kein Schimmel bilde, so die Projektleiterin. Eine andere Möglichkeit sei es, die Gottesdienste in den Wintermonaten stattdessen in sogenannten Winterkirchen, beispielsweise im Gemeindehaus zu feiern.