Berlin, Köln (epd). Der bislang einzige kirchliche Armutsbeauftragte in Deutschland, Thomas de Vachroi von der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), fordert, öffentliche Armutsbeauftragte auch auf Bundes- und Länderebene zu schaffen. Angesicht von 17 bis 18 Millionen Menschen in Deutschland, die als arm gelten, sei das „absolut notwendig“, sagte de Vachroi am Montag im Deutschlandfunk.
„Politiker können nicht alles wissen, das ist völlig klar.“ Ein Armutsbeauftragter könne sich ein Bild verschaffen und Aufgaben zentralisieren und kanalisieren. „Dann kann man dann ganz gezielt vorgehen und sagen das und das ist notwendig“, sagte de Vachroi.
Er verwies dabei auf die Erfahrungen in der Flüchtlingskrise ab 2015. Da seien Flüchtlingskoordinatoren auf Länder- und Bundesebene eingesetzt worden. Das fehle beim Thema Armut. „Da ist die Lobby noch nicht ganz so groß“, bedauerte de Vachroi.
Auf taube Ohren gestoßen
Der Staat dürfe sich nicht herausziehen „aus diesem Geschäft“. Die Wohlfahrtsverbände täten schon alles, damit die Lage nicht noch schlechter werde. Aber die Budgets reichten nicht aus, auch wenn es trotz schlechterer Wirtschaftslage weiterhin eine Spendenbereitschaft unter den Menschen gebe.
Armut fange für ihn schon bei der Wohnungssuche an, wenn kein bezahlbarer Wohnraum zu finden sei, sagte der kirchliche Armutsbeauftragte. In Bezug auf die gestiegenen Lebensmittelpreise plädierte de Vachroi dafür, Grundnahrungsmittel von der Mehrwertsteuer zu befreien. Mit einer entsprechenden Petition sei er bei der Politik aber „auf taube Ohren gestoßen“.


