Papst Leo XIV. warnt vor Normalisierung der Abschreckungslogik

Papst Leo XIV. warnt vor Normalisierung der Abschreckungslogik
Angesichts zahlreicher Krisen und Kriege rüsten Staaten weltweit auf, die Umsätze der Rüstungskonzerne sind auf einem Rekordhoch. Papst Leo XIV. warnt in seiner Friedensbotschaft vor dieser Entwicklung.

Rom (epd). Papst Leo XIV. hat davor gewarnt, die Logik von Aufrüstung und Abschreckung in der internationalen Politik zu normalisieren. Tatsächlich stünden Abschreckungspotenziale durch Macht und insbesondere Atomwaffen für die Irrationalität von Beziehungen zwischen Völkern, die nicht auf Recht, Gerechtigkeit und Vertrauen beruhten, sondern auf der Angst und der Herrschaft der Stärke, heißt es in seiner am Donnerstag in Rom veröffentlichten ersten Botschaft zum Weltfriedenstag am 1. Januar.

Man scheine heute auf die neuen Herausforderungen nicht allein mit enormen wirtschaftlichen Anstrengungen zur Aufrüstung zu reagieren, sondern auch mit einer Neuausrichtung der Bildungspolitik, kritisierte der Papst. „Statt einer Kultur der Erinnerung, die das im 20. Jahrhundert gewonnene Problembewusstsein bewahrt und die Millionen Opfer jenes Jahrhunderts nicht vergisst, werden Kommunikationskampagnen und Bildungsprogramme in Schulen und Universitäten sowie in den Medien vorangetrieben, die Bedrohungswahrnehmungen verbreiten und eine rein militärisch geprägte Vorstellung von Verteidigung und Sicherheit vermitteln.“

Kritik an religiöser Rechtfertigung von Gewalt

Laut dem Papst müssen sich Gläubige aller Religionen für Begegnung und ökumenischen und interreligiösen Dialog einsetzen. Leider gehöre es zunehmend zum derzeitigen Gesamtbild, dass Worte des Glaubens Einzug hielten in politische Kämpfe, dass Nationalismus gepriesen werde und dass Gewalt und bewaffneter Kampf religiös gerechtfertigt würden, heißt es in der Botschaft.

Leo erinnerte an den Abend seiner Wahl am 8. Mai dieses Jahres. Sein erstes Wort, das er zu auf dem Petersplatz versammelten Menschen sprach, lautete „Friede“. „Dies ist der Friede des auferstandenen Christus, ein unbewaffneter und entwaffnender Friede, demütig und beständig. Er kommt von Gott, dem Gott, der uns alle bedingungslos liebt“, betonte er nun.