Was gibt es bei euch an Heiligabend zu essen? Plant ihr schon im Oktober das perfekte Weihnachtsmenü? Oder schaut ihr einfach Last-Minute was im Angebot ist und worauf ihr Lust habt? Oder erübrigt sich die Frage generell, weil es bei euch an Weihnachten einfach IMMER dasselbe gibt und an dieser Tradition auch nicht mehr gerüttelt wird?
Es heißt ja immer, zu Heiligabend sind Würstchen und Kartoffelsalat DER Klassiker. Tatsächlich aber kenne ich niemanden, bei dem es das an Weihnachten zu essen gibt. Bei uns gibt’s eigentlich immer Braten. Den kann man wunderbar am Vortag zubereiten, sodass man ihn nach dem Gottesdienst nur noch aufwärmen muss. Und dazu? Spätzle!
Das Beste an Spätzle ist ja, dass sie eben immer schmecken: pur, mit Butter, mit Pilzrahmsauce, zu Linsen, zu Fisch, zu Braten,… Sogar als Suppe!
Und wie die gehen, das zeige ich euch heute. Ich komme zwar nicht aus Schwaben, aber bin als Badnerin doch mit diesem Klassiker aufgewachsen. Mehl, Ei, Salz (viel Salz!) – mehr kam bei meiner Oma nie in den Teig. Nein, oft nicht einmal Wasser. Denn sie hat Zwerghühner und daher gut und gerne auch mal 20 Eier in einem Teig verarbeitet. So gelbe Spätzle habe ich seitdem nie wieder gegessen. Und während sie die Spätzle geschabt hat, saß ich immer auf dem Tritthocker daneben und habe schon einmal ein, zwei kleine Tellerchen verkosten dürfen. Und bis heute esse ich meinen ersten Teller Spätzle immer einfach so – ohne Beilage.
Weil die Spätzle ohne Wasser meiner Familie zu fest sind, habe ich mit den Jahren das Rezept meiner Oma leicht verändert und gebe neben Wasser auch etwas von meinem Lieblingsgewürz hinzu.
Spätzle
Zutaten für 3 – 4 Personen:
396 g Mehl
4 g Salz
1 Prise Muskat
6 Eier
100 ml Mineralwasser
(meine Oma hat ab und zu noch einen Schuss Bier in den Teig gegeben, die Hefe und Kohlensäure machen den Teig schön luftig)
Zubereitung:
1. Das Mehl in eine Schüssel geben und mit Salz und Muskat mischen. Die Eier sowie das Wasser hinzugeben und mit einem Holzlöffel zu einem festen Teig mischen. So lange schlagen bis der Teig Blasen wirft – auch wenn es anstrengend ist.
2. Einen Topf mit Wasser zum Kochen bringen und gut salzen (sofern ihr es eben gern salzig mögt). Bei meiner Oma war der Topf immer randvoll, sodass man die Spätzle vom Brett direkt ins Wasser schaben konnte. Ist dann natürlich oft auch mal übergekocht. Daher immer ein Glas kaltes Wasser daneben stellen, falls das Wasser im Topf droht, überzulaufen.
3. Hier kommen wir an den Punkt, an dem sich die Geister scheiden: Spätzlepresse, Spätzlehobel oder handgeschabt? Wenn sie nur für sich und mich gekocht hat, hat meine Oma die Spätzle geschabt. Wenn die ganze Familie satt werden sollte, hat sie den Spätzlehobel benutzt. Also entweder füllt ihr den Teig an dieser Stelle in die Presse oder den Hobel und drückt sie ins Wasser oder ihr befeuchtet ein Holzbrettchen, gebt den Teig darauf und schabt die Spätzle ins Wasser. Dort bleiben die Spätzle nur einige Minuten bis sie oben schwimmen. Dann mit einem Schaumlöffel in ein Sieb geben und abtropfen lassen.
Tipp: Wenn ihr die Spätzle vorbereiten wollt, um sie später in etwas Butter schwenkend aufzuwärmen, empfehle ich euch, die Spätzle nach dem Kochen und Abtropfen nicht in eine Schüssel zu geben, sondern zum Auskühlen auf einem Backblech zu verteilen. So kleben sie nicht total aneinander und ihr habt hinterher nicht nur Spätzleklumpen in der Pfanne.
Tja, und was ihr nun zu den Spätzle dazu esst, das bleibt ganz allein euch überlassen. Denn die Traditionen rund ums übliche Weihnachtsessen sind in Deutschland ohnehin sehr vielfältig. So essen wohl viele – von denen ich nicht einen kenne – an Heiligabend wie erwähnt Würstchen und Kartoffelsalat. Denn früher war Heiligabend selbst noch ein Fastentag und erst am 1. und 2. Weihnachtstag wurde geschlemmt. Außerdem hatten Maria und Josef in ihrem Stall bestimmt auch kein Festmahl zur Geburt Jesu. Zudem hatte man oft keine Zeit zum Kochen, da man eben zur Messe ging – und die dauerte noch um einiges länger als die knappe Stunde heutzutage.
Andere schwören auf Fisch. Der Weihnachtskarpfen etwa hat vor allem in Franken eine lange Tradition. Auch hier wieder zum einen wegen des Fastentages, an dem es dann eben Fisch statt Fleisch gab. Zum anderen aber auch, da der Fisch im Urchristentum das geheime Erkennungszeichen der Christen war. Von der berühmten Karpfenschuppe im Geldbeutel als Glücksbringer habt ihr in dem Zusammenhang vielleicht auch schon gehört.
Dann gibt es natürlich noch die Weihnachtsbraten-Fraktion, so wie in meiner Familie. Egal ob Gans, Ente, Wild oder Schwein – Hauptsache lecker und festlich. Und selbstverständlich gibt es auch dazu jeweils immer einen christlichen Ursprung. Als Wasservögel galten Gans und Ente im Mittelalter irgendwann quasi als Fische und waren somit von der Fastenregel ausgenommen. (Ja, bei so vielen Fastentagen damals wurde man schon sehr kreativ). Schweinebraten ist einfach schon seit jeher DAS Festessen. Wenn man es pragmatisch sehen will, weil die Tiere eben zu dieser Zeit schlachtreif waren und für alle reichten oder wenn man es theologisch sehen will, weil sie heilige Opfertiere waren. Zudem wurde der Schweinsbraten oft mit 12 Äpfeln dekoriert, die für die 12 Apostel stehen.
Ihr seht, der Weihnachtstraditionen gibt es viele und meine Spätzle würden zu so ziemlich allem passen. Lasst es euch also schmecken und geht gesegnet und gesättigt in diese Weihnachtszeit.



