Nairobi, Den Haag, Khartum (epd). Im ersten internationalen Prozess wegen Kriegsverbrechen in der sudanesischen Region Darfur ist der Rebellenführer Ali Muhammad Ali Abd-Al-Rahman zu 20 Jahren Haft verurteilt worden. Die Richter des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag gaben das Strafmaß am Dienstag bekannt. Die fünf Jahre, die er bereits inhaftiert war, würden angerechnet. Die Anklage und die Verteidigung können gegen die Entscheidung in Berufung gehen.
Abd-Al-Rahman wurde Anfang Oktober in 27 von 31 Punkten schuldig gesprochen, darunter wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen in den frühen 2000er Jahren durch die sogenannten Dschandschawid-Milizen: Er sei unter anderem direkt und indirekt an Folter, Vergewaltigungen und Morden beteiligt gewesen. Die Verteidigung hatte argumentiert, die schrecklichen Verbrechen hätten zwar stattgefunden, könnten allerdings nicht mit dem Angeklagten in Verbindung gebracht werden. Abd-Al-Rahman sei nicht Ali Kushayb, dem die Verbrechen angelastet werden. Die Richter sahen das anders.
Weitere drei Personen angeklagt
Anfang der 2000er Jahre protestierte die nicht-arabische Minderheit in der westsudanesischen Region Darfur gegen die Diskriminierung, die von der überwiegend arabischstämmigen Bevölkerung ausging. Der Protest wurde brutal von Diktator Omar al-Baschir und den mit ihm verbündeten Dschandschwid-Milizen niedergeschlagen. Aus den Milizen sind die heutigen paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF) entstanden, deren 2023 eskalierter Machtkampf mit der Armee derzeit eine der schlimmsten humanitären Krisen weltweit verursacht.
Es ist das erste Urteil zu den Gräueltaten in Darfur, bei denen in den 2000er Jahren nach UN-Angaben etwa 300.000 Menschen getötet und rund 2,7 Millionen vertrieben wurden. Drei weitere Sudanesen sind vor dem Internationalen Strafgerichtshof angeklagt. Einer von ihnen ist der 2019 gestürzte Al-Baschir, der im Sudan inhaftiert ist. Während noch die Verbrechen von vor 20 Jahren aufgearbeitet werden, sammeln die Ankläger in Den Haag bereits Beweise für Kriegsverbrechen im aktuellen Krieg.



