Berlin (epd). Zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung am 3. Dezember zeigt eine Studie auf, wo Menschen mit Behinderung am häufigsten auf Barrieren stoßen. Tagtäglich seien 6,8 Millionen Menschen mit körperlichen oder geistigen Einschränkungen „mit den Auswirkungen mangelnder Barrierefreiheit konfrontiert“, heißt es in einer Mitteilung des Forschungs- und Beratungsunternehmens Prognos AG in Berlin, das die Untersuchung erarbeitet hat. 65 Prozent der Betroffenen stoßen demnach „immer“ oder „häufig“ im öffentlichen Raum auf Barrieren.
Die Liste der beklagten Hürden ist lang: Hindernisse auf Gehwegen oder Straßen kritisieren 32 Prozent der Behinderten, nicht verständliche Lautsprecherdurchsagen 25 Prozent, fehlende Aufzüge und schwer bedienbare Automaten jeweils 21 Prozent. 19 Prozent der Betroffenen vermissen zudem Haltegriffe oder Geländer, und 16 Prozent kritisieren nicht zugängliche Toiletten.
Nahverkehr oft nicht nutzbar
Auch im Nahverkehr stehen Menschen mit Behinderungen demnach häufig vor Herausforderungen, weil viele Verkehrsmittel entweder gar nicht oder nur schwer zugänglich sind. „Interessant ist jedoch, dass besonders häufig ein Mangel an öffentlichen Verkehrsmitteln beklagt wird, und zwar unabhängig davon, ob eine Behinderung vorliegt oder nicht“, so die Autoren. Jeweils mehr als ein Drittel der Befragten sind der Meinung, es gebe zu wenige öffentliche Verkehrsmittel. 16 Prozent der Menschen mit Behinderungen sagen, die verfügbaren öffentlichen Verkehrsmittel seien nicht nutzbar.
Für die Untersuchung wurden die Daten des Teilhabesurveys ausgewertet, der unter Federführung des Bundesarbeitsministeriums erstellt wird. Befragt wurden rund 27.000 Personen mit Behinderung. Die Datensammlung erschien im Februar.
Viel Nachholbedarf in Behörden
Die Daten zeigen außerdem, dass bei der Barrierefreiheit behördlicher Information und Kommunikation viel Nachholbedarf besteht. Rund die Hälfte der Menschen mit anerkannter Behinderung (49 Prozent) nimmt Dokumente von Ämtern immer oder häufig als unverständlich oder kompliziert wahr. 21 Prozent können Internetseiten von Behörden nicht nutzen. Am stärksten betroffen sind dabei Menschen mit geistigen oder Lernbeeinträchtigungen.
„Die ausgewerteten Daten zeigen an vielen Stellen Lücken bei der Barrierefreiheit“, heißt es in der Studie. Deutlich werde auch, dass Barrieren mehr seien als fehlende Rampen oder Aufzüge. Die Aussagen Betroffener „verdeutlichen die praktische Relevanz der Forderungen von Behindertenverbänden und Selbsthilfevereinigungen, bei Investitionen in die Infrastruktur die Belange von Menschen mit Behinderungen konsequent mitzudenken“. Zudem gilt: „Während das Bewusstsein für die Barrierefreiheit für Menschen mit Körper- und Sinnesbeeinträchtigungen eher verbreitet ist, sind spezifische Hindernisse für Menschen mit geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen wenig bekannt und werden demzufolge weniger beachtet.“



