Rom, Beirut (epd). Auf seiner ersten Auslandsreise hat Papst Leo XIV. seinen Wunsch nach der Einheit der Christen in den Vordergrund gestellt. Im Libanon, der zweiten Station seiner Reise, gedachte der Papst der Opfer der verheerenden Explosion im Hafen von Beirut vor fünf Jahren und rief die Menschen zu Zusammenhalt und Frieden auf. Am Dienstagnachmittag landete der Papstflieger wieder in Rom.
Auf dem Rückflug äußerte sich Leo auf Nachfrage auch zum Synodalen Weg in Deutschland. Er befürchte, „dass viele Katholiken in Deutschland glauben, dass bestimmte Aspekte des bisher gefeierten Synodalen Weges nicht ihre Hoffnungen für die Kirche oder ihre Art, die Kirche zu leben, widerspiegeln“. Leo betonte, dass weiterhin Dialog und Zuhören auch innerhalb Deutschlands nötig sei, „damit keine Stimme ausgeschlossen wird, damit die Stimme der Mächtigen nicht die Stimme derer übertönt, die vielleicht sogar sehr zahlreich sind, aber keinen Ort haben, an dem sie sprechen und gehört werden können.“
Die katholische Kirche in Deutschland war mit dem Vatikan vor allem wegen der Einsetzung eines sogenannten Synodalen Rates in Konflikt geraten. Leo sprach aber auch von Respekt. „Die Tatsache, dass die Synodalität an einem Ort auf eine bestimmte Weise gelebt wird und an einem anderen Ort anders, bedeutet nicht, dass es zu einem Bruch oder einer Spaltung kommen muss.“ Erst vor kurzem hatte eine weitere Gesprächsrunde mit deutschen Bischöfen und Vertretern der römischen Kurie im Vatikan stattgefunden.
Gemeinsame Erklärung unterzeichnet
Papst Leo war am Donnerstag zu seiner ersten Auslandsreise als Oberhaupt der katholischen Kirche aufgebrochen. Diese führte ihn zunächst in die Türkei, wo er am Freitag im türkischen Iznik am Gedenken an das Konzil von Nizäa teilnahm, bei dem vor 1.700 Jahren ein Glaubensbekenntnis formuliert wurde, das als Ausgangspunkt des späteren ökumenischen Glaubensbekenntnisses Nicäno-Konstantinopolitanum gilt.
Am Samstag unterzeichnete Leo in Istanbul gemeinsam mit dem ökumenischen Patriarchen Bartholomäus I. eine Erklärung, in der der Wille zum Erreichen der Einheit aller Christen bekräftigt wird. Mit Bezug auf das Ökumene-Konzil von Nizäa heißt es in dem Schreiben: „Wir sind überzeugt, dass die Feier dieses bedeutenden Jubiläums zu neuen und mutigen Schritten auf dem Weg zur Einheit inspirieren kann.“
Laut Vaticannews hat Leo am Samstag bei einer Begegnung mit hochrangigen Vertretern verschiedener christlicher Kirchen außerdem ein weiteres, noch größeres Treffen zur Einheit der Christen für 2033 in Jerusalem vorgeschlagen. 2.000 Jahre nach der überlieferten Auferstehung Christi will die katholische Kirchen ein außerordentliches „Heiliges Jahr der Erlösung“ begehen.
Im Libanon stand der Frieden in Nahost im Vordergrund
Am Sonntag reiste Leo in den Libanon weiter. Bei einem interreligiösen Treffen auf dem Märtyrerplatz in Beirut pries er am Montag die besondere Rolle des Landes als ein Vorbild. In einer Zeit, „in der das Zusammenleben wie ein ferner Traum erscheinen mag“, erinnerten die Menschen im Libanon, die verschiedenen Religionen angehören, eindringlich daran, „dass Angst, Misstrauen und Vorurteile nicht das letzte Wort haben und dass Einheit, Versöhnung und Frieden möglich sind“, sagte Leo in seiner Ansprache.
„Libanon, steh wieder auf! Sei ein Haus der Gerechtigkeit und der Geschwisterlichkeit! Sei ein Vorbote des Friedens für die ganze Levante“, sagte der Papst am Dienstag während einer Heiligen Messe, die er an der Uferpromenade von Beirut vor mehr als 100.000 Menschen feierte. Die Schönheit des Libanon werde von vielen Problemen überschattet, sagte der Papst mit Verweis auf die Wirtschaftskrise und die kriegerischen Konflikte in der Region. Am Morgen hatte er im Hafen von Beirut auch der Opfer der Explosion vom 4. August 2020 gedacht. Damals waren mindestens 200 Menschen ums Leben gekommen, mehr als 6.500 wurden verletzt.



