Es klingt wie aus einem Märchen der Brüder Grimm: In Bad Karlshafen, hoch oben unter den Mauern der Krukenburg, reift der Weihnachtsstollen in einem mittelalterlichen Gewölbekeller. Wo einst Mönche lebten und beteten, stapeln sich heute Hunderte Stollen – in der Kühle und Feuchtigkeit alter Mauern, bei gleichbleibenden acht Grad.
Was als Experiment begann, ist heute zu einer kleinen Adventstradition geworden. Der Bäckermeister der Weser-Therme entdeckte zufällig, dass das Klima im alten Burgkeller ideale Bedingungen schafft: Die Stollen trocknen nicht aus, sondern entfalten ihr Aroma langsam in einem Reifeprozess ganz ohne moderne Technik. Kenner sagen, sie schmeckten saftiger als solche aus der Kühlkammer.
Jedes Jahr im Herbst beginnt die aufwändige Arbeit: Teig anrühren, Früchte und Nüsse mischen, ein Schuss Rum - backen, einpacken – und dann das Warten. Erst nach vier bis sechs Wochen darf der Stollen wieder ans Licht. Inzwischen sind die "Krukenburg-Stollen" in ganz Deutschland gefragt, viele werden vorbestellt, bevor der Advent beginnt.
In Bad Karlshafen ist daraus mehr als ein kulinarischer Erfolg geworden, es ist ein Stück Heimatpflege. Bürgermeister Markus Dittrich nennt den Christstollen ein "authentisches Produkt der Region" – handwerklich, bodenständig, mit einem Hauch Geschichte. Verpackt mit dem Bild der Krukenburg, steht der Stollen für das, was Advent hier bedeutet: Geduld, Handwerk und die Freude am Warten.



