Berlin (epd). Der Deutsche Spendenrat rechnet in diesem Jahr mit weniger Spendeneinnahmen für gemeinnützige Organisationen. Die Prognose für das Gesamtjahr liege bei rund 4,7 Milliarden Euro gegenüber rund 5,1 Milliarden Euro im vergangenen Jahr, wie der Dachverband spendensammelnder Organisationen am Donnerstag in Berlin mitteilte.
Zur Begründung für den Rückgang verwies der Spendenrat auf „herausfordernde Rahmenbedingungen“: Inflation, hohe Lebenshaltungskosten, Verunsicherung über die künftige Rentenhöhe und hohe Pflegekosten schränkten die Budgets vieler Haushalte ein.
Spendenbereitschaft steigt vor Weihnachten
Martin Wulff, Geschäftsführer des Spendenrats, sprach von einem leicht sinkenden Spendenaufkommen, sieht aber „keinen Grund zur Sorge“. Rund 20 Prozent ihrer Einnahmen erzielten die Organisationen in der Weihnachtszeit.
Der Deutsche Fundraising Verband geht in seinem am Dienstag vorgestellten „Spendenmonitor“ hingegen von einem leichten Anstieg der Privatspenden in diesem Jahr um 300 Millionen auf 6,3 Milliarden Euro aus. Dazu wurden vom 15. Oktober bis 15. November in einer Online-Befragung 5.008 Menschen im Alter zwischen 16 und 75 Jahren befragt.
Unterschiede in der Prognose erklärte der Spendenrat unter anderem mit den unterschiedlichen Erhebungsmethoden. Die Bilanz des Spendenrats zu Trends und Prognosen basiert auf der Studie „Charity Panel“ der YouGov CP Germany. Dazu gibt es monatliche schriftliche Erhebungen im Rahmen einer repräsentativen Stichprobe von 10.000 Panelteilnehmern. Nicht berücksichtigt sind darin unter anderem Erbschaften, Unternehmensspenden, Spenden an politische Parteien, Stiftungsneugründungen und Großspenden über 2.500 Euro.
Weniger Spender
Demnach sinkt die Zahl der Spenderinnen und Spender. Die Reichweite liege für die ersten neun Monate dieses Jahres bei rund 18 Prozent oder etwa 11,8 Millionen Spendern gegenüber 20,1 Prozent im Vorjahreszeitraum. Insbesondere bei Haushalten mit einem Nettoeinkommen bis 4.000 Euro sei das Spendenaufkommen um 21 Prozent gesunken.
Dies gelte auch für das Spendenaufkommen der Generation 70plus, die in der Vergangenheit für einen großen Anteil der Spenden stand. Wachstum gebe es dagegen bei den 60- bis 69-Jährigen (plus elf Prozent) und den 40- bis 49-Jährigen (plus sechs Prozent).
Gewinner bei den Spendeneinnahmen sind bislang „lokale Projekte“. Sie haben mittlerweile einen Marktanteil von 34 Prozent. Gespendet wird vor allem für den Tier-, Umwelt- und Klimaschutz. Der Bereich Kirchen/Religion konnte seinen Marktanteil in den ersten neun Monaten halten.
Höhere Einzelspenden
Von Januar bis September spendeten private Personen demnach 2,8 Milliarden Euro. Dies sei ein Rückgang um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die durchschnittliche Einzelspende stieg von 38 Euro auf 41 Euro.
Der Spendenrat empfiehlt den Organisationen, bestehende Spenderbeziehungen durch „konkrete Wirkungsbeispiele“ zu vertiefen. Neue Spendergruppen sollten durch digitale Kanäle und niedrigschwellige Formate erreicht werden.




