Kassel (epd). Die Zahl der Suizide in Deutschland ist 2024 im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen, und zwar um 0,6 Prozent (68 Fälle) auf 10.372. Das geht aus der Suizidstatistik hervor, die das Nationale Suizidpräventionsprogramm und die Deutsche Akademie für Suizidprävention am Mittwoch in Kassel veröffentlicht haben. Seit 2021 gebe es einen Anstieg um 12,6 Prozent, nachdem die Suizidrate zuvor über mehrere Jahrzehnte rückläufig gewesen sei. Zu 71,5 Prozent hätten sich im vergangenen Jahr Männer das Leben genommen.
Assistierte Suizide werden den Angaben zufolge in der Todesursachenstatistik des Statistischen Bundesamtes nicht gesondert ausgewiesen. Die Sterbehilfeorganisationen hätten für 2024 allerdings 997 assistierte Suizide genannt. „Fachleute gehen davon aus, dass mittlerweile mehr als jeder zehnte Suizid in Deutschland mit Assistenz erfolgt“, teilen das Suizidpräventionsprogramm und die Akademie mit. Einen Hinweis darauf gebe die seit 2020 fast verdoppelte Zahl von Medikamentenvergiftungen auf 2.002 Fälle im vergangenen Jahr.
Höchste Suizidrate in östlichen Bundesländern
Die Suizidrate (Suizide pro 100.000 Einwohner) steigt mit dem Lebensalter. Im Jahr 2024 waren demnach 73,8 Prozent der Menschen, die sich das Leben genommen haben, über 50 Jahre alt. Die Suizidrate lag bei Männern zwischen 20 und 25 Jahren bei 8,9 (Frauen 3,6), in der Altersklasse der 85- bis 90-Jährigen jedoch bei 80,3 (Frauen 25,6).
Große Unterschiede gibt es laut Statistik bei den Bundesländern. Die höchste Suizidrate hatte 2024 Mecklenburg-Vorpommern mit 16,6 Todesfällen pro 100.000 Einwohner, gefolgt von Sachsen (15,9) und Sachsen-Anhalt (15,7). Die niedrigsten Werte hatten das Saarland mit 8,3 und Nordrhein-Westfalen mit 10,2.
Bei jüngeren Menschen unter 25 Jahren liegt der Anteil der Suizide an den Sterbefällen bei 16,1 Prozent und gehört damit zu den Haupttodesursachen. Menschen ab 65 Jahren sterben zu 0,6 Prozent an einem Suizid. Häufigste Methode der Selbsttötung ist das Erhängen, gefolgt von der Vergiftung durch Medikamente.
Hilfsangebote erreichen Suizidwillige nicht
Auf die Bedeutung niedrigschwelliger Angebote zur Suchtprävention wies Georg Fiedler von der Deutschen Akademie für Suizidprävention hin. Studien zeigten, dass bis zu 70 Prozent der Menschen vor einem Suizid oder Suizidversuch von den Hilfsangeboten des Gesundheitswesens nicht erreicht werden.




