Klimakonferenz: Harte Verhandlungen um Abkehr von Fossilen

Klimakonferenz: Harte Verhandlungen um Abkehr von Fossilen
Harte Verhandlungen in Belém: Kurz vor dem offiziellen Ende erhöhen Deutschland und rund 30 weitere Länder den Druck. Ohne konkreten Plan zum Ausstieg aus fossilen Energien wollen sie die Abschlusserklärung nicht mittragen.
21.11.2025
epd
Von Lena Köpsell (epd)

Belém (epd). Eine Verlängerung der 30. Weltklimakonferenz in Belém zeichnet sich ab. Wenige Stunden vor dem offiziellen Ende drohten am Freitag rund 30 Staaten damit, einer Abschlusserklärung ohne Fahrplan für eine Abkehr von fossilen Energien nicht zuzustimmen. Auch Deutschland unterstützt eine entsprechende Intervention bei der brasilianischen Konferenzpräsidentschaft. „So kann der Text nicht bleiben. Wir brauchen mehr konkrete Fortschritte für den Klimaschutz“, erklärte Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD). Er erwarte noch „harte Verhandlungen“.

Die rund 30 Staaten, zu denen auch Staaten wie Kolumbien, Honduras und der pazifische Inselstaat Palau gehören, fordern die brasilianische COP-Präsidentschaft auf, einen überarbeiteten Vorschlag vorzulegen, „der die Ansichten der Mehrheit widerspiegelt und dem Prozess wieder Balance, Ambition und Glaubwürdigkeit verleiht“.

Entwurf für Abschlusserklärung veröffentlicht

Die brasilianische Präsidentschaft hatte in der Nacht auf Freitag einen neuen Entwurf für eine Abschlusserklärung vorgelegt. Das als „Mutirão“ („kollektive Anstrengung“) bezeichnete Papier enthält weder den geforderten Fahrplan noch erwähnt es fossile Energien überhaupt. Oxfam-Experte Jan Kowalzig nannte dies „schlicht inakzeptabel“. Jetzt müsse Europa im Bündnis mit den lateinamerikanischen Ländern und den kleinen Inselstaaten „den Erfolg noch retten“, sagte der Klima-Experte dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dafür müsse die EU China gewinnen und die Gruppe der arabischen Länder isolieren, sodass sie nicht mehr im Weg stehen könnten.

Bei den Klimakonferenzen werden die Entscheidungen nach dem Konsensprinzip getroffen. Damit reicht das Veto eines Landes, um einen Beschluss zu verhindern. Vor allem das Öl-Exportland Saudi-Arabien, aber auch Russland wehren sich gegen ambitionierte Beschlüsse.

Mehr Geld für Anpassung

Die kolumbianische Umweltministerin Irene Vélez Torres forderte einen konkreten Zeitplan. „Wir müssen diese COP mit einer globalen Roadmap verlassen, die unsere gemeinsamen Anstrengungen zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen nicht nur symbolisch, sondern konkret leitet“, sagte sie. Ralph Regenvanu, Klimaminister des pazifischen Inselstaats Vanuatu, mahnte: „Wir brauchen eine Gruppe von Staaten, die das möglich macht.“

In dem neuen Entwurf für die Abschlusserklärung wird auch zu Bemühungen aufgerufen, die Hilfe bei der Anpassung an den Klimawandel für Entwicklungsländer ausgehend von dem Niveau von 2025 bis 2030 zu verdreifachen. Die Klima-Expertin von „Brot für die Welt“, Sabine Minninger, bezeichnete die Passage als „Mogelpackung, die weit an den Bedarfen der ärmsten Staaten vorbeigeht“. Denn die Finanzierung auf dem Niveau von 2025 sei bisher nicht bekannt - und schon 2023 hätten die reichen Länder mit nur 26 Milliarden US-Dollar viel zu wenig gezahlt.

Die ärmeren Länder fordern 120 Milliarden US-Dollar (103 Milliarden Euro) jährlich bis 2030. Doch selbst das würde laut einem aktuellen UN-Bericht nicht reichen: Bis 2035 bräuchten die Entwicklungsländer mehr als 310 Milliarden Dollar jährlich für die Anpassung an Extremwetterereignisse wie Fluten oder extreme Hitze.

Verlängerung ist wahrscheinlich

Bei dem Klimagipfel verhandeln mehr als 190 Länder seit dem 10. November über Maßnahmen für ambitionierteren Klimaschutz und zur Anpassung an den Klimawandel. Das Treffen soll offiziell am Freitag enden. Eine Verlängerung ist aber wie in den Vorjahren wahrscheinlich. Ein Plenum ist bisher noch nicht offiziell angekündigt worden.

Am Donnerstagnachmittag war auf dem Veranstaltungsgelände im Bereich der Länderpavillons ein Feuer ausgebrochen, die genaue Ursache war unklar. Das gesamte Gelände wurde zwischenzeitlich evakuiert und die Verhandlungen unterbrochen.