Abuja, Dakar (epd). In Nigeria ist der Separatistenführer Nnamdi Kanu zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Wie die nigerianische Zeitung „Daily Post“ am Donnerstag berichtete, wurde Kanu in allen sieben gegen ihn erhobenen Anklagepunkten wegen Terrorismus für schuldig befunden. Kanu ist Gründer und Anführer der Gruppe „Indigene Bewegung für Biafra“ (Ipob), die die Region Biafra, die aus neun nigerianischen Bundesstaaten besteht, zur Unabhängigkeit führen will.
In seinem Urteil bezeichnete der Richter den 58-jährigen Kanu als Terroristen, dessen Handlungen zu Blutvergießen und Destabilisierung geführt hätten. Kanu habe sich selbst als Verteidiger seines Volkes dargestellt, aber stattdessen Leben und die nationale Sicherheit gefährdet. Die Verlesung des Urteils fand ohne Kanu statt. Dieser war zuvor wegen ungebührlichen Verhaltens gewaltsam aus dem Gerichtssaal entfernt worden.
Separatismus führte 1967 zu einem Bürgerkrieg
Die Abspaltungsbestrebungen der Biafra-Region hatten 1967 zu einem grausamen Krieg mit bis zu drei Millionen Toten geführt. Der Krieg endete 1970, die Bewegung lebte aber weiter. 2009 startete Kanu, der auch die britische Staatsbürgerschaft hat, den Sender Radio Biafra von London aus. Fünf Jahre später gründete er die Ipob, 2015 wurde er erstmals in Nigeria verhaftet.
Nach gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Militär und Separatisten 2017 erklärte die Regierung Kanus Organisation zur Terrorgruppe. Ipob soll einen eigenen Geheimdienst und eine eigene Nationalgarde haben. Kanu hatte die Volksgruppe der Igbo immer wieder dazu aufgerufen, zu den Waffen zu greifen. 2021 war er von Interpol verhaftet und an Nigeria ausgeliefert worden. Die Auslieferung war von einem Gericht für nicht rechtens erklärt worden, doch die Vorwürfe gegen Kanu wurden als schwerwiegend genug bewertet, um den Prozess gegen ihn weiterzuführen.




