Berlin, Santiago de Chile (epd). Die politische Landschaft in Chile bleibt stark gespalten. Bei der Präsidentschaftswahl am Sonntag (Ortszeit) landeten die kommunistische Kandidatin der Regierungskoalition, Jeannette Jara, und der ultrarechte José Antonio Kast auf den ersten beiden Plätzen und ziehen damit in eine Stichwahl ein. Nach Angaben der Wahlbehörde erreichte Jara 26,9 und Kast 23,9 Prozent der Stimmen.
Evelyn Matthei, die Kandidatin der gemäßigten rechten Parteien, kam mit 12,5 Prozent auf den fünften von acht Plätzen. Vor ihr lagen der ebenfalls ultrarechte Johannes Kaiser und der rechtspopulistische Franco Parisi. Die Stichwahl findet am 14. Dezember statt.
Bei ihrer Siegesrede sagte Jara, dass die Demokratie geschützt und behütet werden müsse. „Angst bekämpft man mit sozialer Sicherheit, nicht mit falschen Versprechen und Lügen“, betonte Jara mit Blick auf ihren Kontrahenten Kast.
Der ultrarechte Kast sagte, geschützt hinter einem kugelsicheren Fenster: „Beim dritten Mal gewinnen wir.“ Laut dem Radiosender Cooperativa lud er alle unterlegenen Kandidatinnen und Kandidaten dazu ein, bei der Stichwahl gemeinsam „gegen die schlechteste Regierung in der demokratischen Geschichte des Landes“ zu stimmen. „Unsere Meinungsunterschiede sind kleiner als der Unterschied zu unserem Gegner“, sagte Kast, der bereits zum dritten Mal kandidiert.
Debatte um Migration
In Chile herrscht derzeit ein Klima der Angst vor Kriminalität, das kaum durch Statistiken belegbar ist. Alle politischen Parteien machten dafür zumindest teilweise die Migration verantwortlich. Kast verspricht, bei einem Wahlsieg alle irregulären Migranten und Migrantinnen innerhalb weniger Tage des Landes zu verweisen.
Nach vier Jahren an der Regierung konnte der derzeitige Präsident Gabriel Boric laut Verfassung nicht erneut antreten. Seine Regierung scheiterte am Versprechen, grundlegende soziale Reformen vorzunehmen. Sie zählt als Erfolg, dass unter ihr die Wirtschaft gewachsen ist.



