Papst Leo: Hört "den Schrei der Ärmsten"

Papst Leo: Hört "den Schrei der Ärmsten"
Am Welttag der Armen lud der Papst 1.300 Bedürftige zum Mittagessen in den Vatikan ein. Und er mahnt: Ohne Gerechtigkeit könne es keinen Frieden geben.
16.11.2025
epd
Almut Siefert (epd)

Rom (epd). Papst Leo XIV. hat die Staats- und Regierungschefs aufgerufen, „auf den Schrei der Ärmsten zu hören“. In einer Messe im Petersdom zum Welttag der Armen sagte er am Sonntag: „Es kann keinen Frieden ohne Gerechtigkeit geben.“ Anschließend nahm er an einem Mittagessen mit 1.300 Bedürftigen in der Audienzhalle des Vatikans teil.

„Mit großer Freude versammeln wir uns heute zum Mittagessen an diesem Tag der Armen, den mein Vorgänger, unser geliebter Papst Franziskus so sehr gewollt hat“, sagte Leo zur Begrüßung an seine Gäste. Der Welttag der Armen wird seit 2017 auf Initiative des am Ostermontag dieses Jahres verstorbenen Papstes begangen.

Dreigängiges Menü

Den Bedürftigen wurde von vinzentinischen Missionaren und Freiwilligen ein dreigängiges Menü serviert. Die ordensähnliche Gemeinschaft der Vinzentiner wollte anlässlich ihres 400-jährigen Bestehens ein konkretes Zeichen für die Armen setzen. Als Geschenk bekam die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Essens einen Rucksack mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln.

Am Wochenende ging in Rom auch die Wallfahrt der Armen im Rahmen des Heiligen Jahres zu Ende. In seiner Predigt im Petersdom sagte Leo, der Schrei der Armen werde oft vom „Mythos des Wohlstands und des Fortschritts“ erstickt, der nicht alle berücksichtige, „ja viele Geschöpfe vergisst und sie ihrem Schicksal überlässt“. Die Armut stelle nicht nur für die Christen sondern für alle, die in der Gesellschaft Verantwortung tragen, eine Herausforderung dar.

„Mauer der Einsamkeit durchbrechen“

Neben der materiellen Armut wies Leo auch auf moralische und geistige Nöte hin, von denen oft die Jüngeren betroffen seien. Allen Formen der Armut sei das Drama der Einsamkeit gemeinsam, sagte der Papst. Um die „Mauer der Einsamkeit“ zu durchbrechen, müsse eine „Kultur der Aufmerksamkeit“ entwickelt werden. Er dankte den Mitarbeitern von Hilfsorganisationen, freiwilligen Helfern und all jenen, die sich für die Linderung der Not der Ärmsten einsetzen.

Bereits in seiner Botschaft zum neunten Welttag der Armen, die der Vatikan Mitte Juni veröffentlicht hatte, hatte Papst Leo dazu aufgerufen, die Armen und Bedürftigen nicht als Randthema, sondern als Herzstück der christlichen Gemeinschaft zu begreifen.

Kostenloses Gesundheitszentrum für Obdachlose

Am Freitag hatte Leo das neue medizinische Zentrum „San Martino“ an den Kolonnaden des Petersdom eröffnet. Die Einrichtung ist eine Erweiterung der seit zehn Jahren bestehenden Ambulanz „Madre di Misericordia“. Dort können Obdachlose, arme Menschen und Bedürftige in Rom kostenlose Gesundheitsversorgung in Anspruch nehmen.