Friedensglocke aus Militärschrott in Jerusalem übergeben

Friedensglocke aus Militärschrott in Jerusalem übergeben
Nach mehr als 3.500 Kilometern Reise durch acht Länder ist am Donnerstag in Jerusalem eine Friedensglocke aus Brandenburg übergeben worden. Die aus Militärschrott gegossene Glocke gelangte größtenteils mit Pferdewagen nach Israel.
13.11.2025
epd
Von Willi Wild (epd)

Jerusalem (epd). Nach sechs Monaten und mehr als 3.500 Kilometern Reise durch acht Länder ist am Donnerstag in Jerusalem eine aus Militärschrott gegossene Friedensglocke übergeben worden. Überreicht wurde die 65 Kilogramm schwere, in Brandenburg gefertigte Glocke von den Mitgliedern eines Pferdetrecks an die Jerusalemer „Hand in Hand“-Schule, in der jüdische, christliche und muslimische Kinder gemeinsam lernen.

Der Pferde-Friedensglockentreck, der anfänglich aus sechs Planwagen, rund 30 Teilnehmern und 20 Pferden bestand, war am 8. Mai in Berlin gestartet. Die Gruppe um den brandenburgischen Pfarrer Helmut Kautz hatte sich an der türkischen Grenze geteilt, da eine Einreise mit der Glocke und den Pferdekutschen an den türkischen Behörden scheiterte. Die Glocke wurde deshalb auf dem Seeweg vom griechischen Thessaloniki aus nach Israel gebracht. Dort wurde sie mit einem Maultier-Gespann weiter nach Jerusalem transportiert.

Frieden ist harte Arbeit

Kautz als einer der Initiatoren des Pferde-Friedensglockentrecks war am Donnerstag erleichtert, dass die Mission erfolgreich abgeschlossen werden konnte. „Wir haben fünf Jahre daran gearbeitet. Jetzt bin ich erschöpft, weil es wirklich ein hartes Stück Arbeit war“, sagte der Pfarrer aus dem nordbrandenburgischen Marienfließ dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Dem Frieden nachzujagen, ist harte Arbeit.“

Trotzdem sei er glücklich, dass der Friedensglocken-Pferdetreck eine große Resonanz bei den Kindern der Schule erlebt habe: „Es ist die nächste Generation, die das versöhnte Zusammenleben lernen muss. Die Glocke soll daran erinnern, dass einmal die Schwerter zu Pflugscharen geschmiedet werden.“

Gruppe trennte sich vorübergehend

Die größte Herausforderung sah Kautz darin, dass die Mannschaft gemeinsam in Jerusalem ankommt, nachdem sich ein Teil an der türkischen Grenze getrennt hatte. Der Hauptteil der Gruppe war in das griechische Thessaloniki weitergezogen.

Drei der Mitstreiter aber, darunter der Bürgermeister des thüringischen Crawinkel, Heinz Bley, hielten an dem ursprünglichen Plan fest. Mit vor Ort gekauften Pferden fuhren sie weiter durch die Türkei Richtung Syrien und Jordanien.

Abwarten, wie es weitergeht

Doch jetzt seien die Schwierigkeiten vergessen, sagte Kautz. „Ich habe die letzten Nächte unter der Glocke geschlafen, um Abschied zu nehmen. Es ist ein bisschen vergleichbar mit einer Geburt. Das Kind ist da und die Wehen sind vergessen.“

Die bei Brück in Brandenburg gegossene Glocke wird laut Kautz in der Jerusalemer Schule jetzt als Schulglocke dienen. Wie es nach der Übergabe weitergehe, müsse man erst mal abwarten, sagte der Pfarrer: „Aber ich kann mir vorstellen, dass heute der Anfang für eine längere Beziehung zwischen unserer Gruppe und der Schule gemacht ist.“

Thüringens Ministerpräsident Mario Voigt (CDU), der sich zeitgleich in Israel aufhielt, traf die Gruppe. Voigt bezeichnete die Aktion als ein starkes Signal für den Frieden. Sie zeige auch, wie wichtig der persönliche Einsatz sei, um für Verständigung und Frieden in der Welt einzutreten.