Bürgerrechte und Komödie: Whoopi Goldberg wird 70

Whoopi Goldberg bei der 97. Oscar-Verleihung am 02.03.2025.
Richard Shotwell/Invision/AP/dpa
Mit nur einer Handvoll Filmen stieg Whoopi Goldberg in den 1990ern zur bestbezahlten Hollywood-Darstellerin auf und schrieb als afroamerikanischer Star Filmgeschichte.
"Sister Act"- Schauspielerin
Bürgerrechte und Komödie: Whoopi Goldberg wird 70
Rastazöpfe und ein umwerfendes Lachen: Whoopi Goldberg ist eine große Schauspielerin und eine meinungsstarke Persönlichkeit. Jetzt wird der "Sister-Act"-Star 70 Jahre alt.

Wenige Schauspielerinnen können auf eine so vielseitige und unorthodoxe Karriere zurückschauen wie Whoopi Goldberg: Mit nur einer Handvoll Filmen stieg sie in den 1990ern zur bestbezahlten Hollywood-Darstellerin auf und schrieb als afroamerikanischer Star Filmgeschichte. Bis heute ist Whoopi Goldberg mit ihrer charakteristischen, inzwischen ergrauten Rasta-Mähne, der Nickelbrille und dem breiten Lachen eine Kultfigur. Am 13. November wird sie 70.

Gesegnet mit komödiantischem Talent und einer großen Klappe, stand die gebürtige New Yorkerin bereits als Achtjährige auf der Bühne. Als Inspiration diente dem kleinen Mädchen die afroamerikanische Schauspielerin Nichelle Nichols in der Rolle der Offizierin Uhura in der Fernsehserie "Raumschiff Enterprise".

Caryn Elaine Johnson, so Goldbergs Geburtsname, machte sich zunächst auf Avantgarde-Bühnen als Stand-Up-Komödiantin einen Namen. Aufgrund eines Missgeschicks auf der Bühne nannte sie sich "Whoopi", abgeleitet von "whoopee cushion" (Furzkissen). Den Nachnamen "Goldberg" entlieh sie einem Familienangehörigen. Drei Jahre lang, von 1979 bis 1981, verschlug es sie für ein Theaterengagement in die DDR.

Zweite afroamerikanische Oscar-Gewinnerin

Entdeckt wurde die Ausnahmekomikerin von Regisseur Mike Nichols, der ihre One-Woman-Show an den Broadway brachte. Den Einstand im Kino feierte sie mithilfe von Steven Spielberg, der ihre "E.T."-Parodie auf der Bühne sah und sie als Hauptdarstellerin der Romanverfilmung "Die Farbe Lila" (1985) engagierte. Als missbrauchte und gedemütigte Celie, die schließlich den Mut zur Rebellion gegen ihren Ehemann aufbringt, brachte sie Millionen Zuschauer zum Weinen. Und in vielen folgenden Filmen zum Lachen, etwa in der Spionagekomödie "Jumpin’ Jack Flash".

Nach ihrem Auftritt als Hellseherin im Fantasy-Thriller "Ghost -Nachricht von Sam" folgte 1991 mit einem Oscar als beste Nebendarstellerin der schauspielerische Ritterschlag: 51 Jahre nach Hattie McDonalds Oscar für das Epos "Vom Winde verweht" war Goldberg die erst zweite afroamerikanische Schauspielerin, der die höchste Auszeichnung der Filmbranche zuteilwurde.

Als sie den Nonnenchor zum Swingen brachte

Zum Superstar stieg sie mit der Krimikomödie "Sister Act - Eine himmlische Karriere" (1992) auf. Als temperamentvolle Nachtclubsängerin, die in einem Kloster untertaucht und den Nonnenchor zum Swingen bringt, fand sie eine weltweite Fangemeinde und inspirierte zahlreiche Chorfilme. Für "Sister Act 2" erhielt sie mit sieben Millionen Dollar die bis dahin höchste Gage für eine Schauspielerin. Und sie ist eine sogenannte "EGOT"-Schauspielerin, die neben einem Oscar auch mit einem Emmy, einem Grammy und dem Tony-Award für das Musical "Thoroughly Modern Millie" ausgezeichnet wurde.

Whoopi Goldberg hat sich im Laufe ihrer windungsreichen Karriere stetig neu erfunden. In "Sister Act" und Broadway-Musicals überzeugte sie als Sängerin, feierte daneben aber auch als Produzentin, TV-Moderatorin und Geschäftsfrau - sie vertreibt Cannabisprodukte gegen Menstruationsschmerzen - Erfolge. 2024 gründete sie den ersten globalen Frauensportkanal.

"Ich kann alles spielen"

Reibungslos verlief ihr Aufstieg jedoch keineswegs, wie sie in ihrem autobiografischen Bestseller "Bits and Pieces" (2024) schrieb. Darin schildert sie ihre jahrelange Drogensucht und private Tragödien, die sie aus der Bahn warfen. Mit 20 Jahren heiratete sie nach ihrer Heroinsucht ihren Drogenberater und wurde Mutter einer Tochter. Bis jetzt dreimal verheiratet, hat Whoopi Goldberg drei Enkel und wurde mit 58 Jahren bereits Urgroßmutter.

Goldberg, als Kind noch scheu und introvertiert, ist als Schauspielerin und Mensch eine Naturgewalt und lässt sich in keine Schublade stecken. So möchte sie lieber "actor" (Schauspieler) statt "actress" (Schauspielerin) genannt werden. "Eine Schauspielerin kann nur eine Frau spielen, ich bin ein Schauspieler, ich kann alles spielen", sagte sie in einem Interview.

Engagierte Bürgerrechtlerin

In ihrem vielseitigen Repertoire findet sich auch die "Star Trek"-Reihe, in der sie als Bardame Guinan Stammgast ist. Zwar lässt die Qualität ihrer Filme besonders in den 2000er Jahren oft zu wünschen übrig. Doch als Darstellerin starker Frauen, die mit Witz und Scharfsinn Grenzen von Hautfarbe und Geschlecht überwinden, erobert sie bis heute viele Herzen. Einen ihrer verrücktesten Auftritte absolvierte sie in "Wer ist Mr. Cutty" (1996). Da schminkt sie sich, als Investmentbankerin, zum alten weißen Mann, um ihre Karriere anzukurbeln.

In dieser Filmkomödie tritt auch Donald Trump auf, mit dem sie sich heute immer mal wieder verbale Duelle liefert. Denn Whoopi Goldberg ist zwar nur noch selten auf der Leinwand zu finden, aber nicht leiser geworden. Als engagierte Bürgerrechtlerin und Parteigängerin der #MeToo- und Black-Live Matters-Bewegungen ist eine viel zitierte, zuweilen auch umstrittene Medienpersönlichkeit.

Besonders mit der TV-Talkshow "The View", in der sie seit 2007 als Hauptmoderatorin Prominente aus Film und Politik begrüßt, gerät sie mit ihren Kommentaren zuverlässig in die Schlagzeilen. Und vielleicht mischt Whoopi Goldberg ja bald auch erneut als Sängerin Deloris Van Cartier einen braven Nonnenchor auf: Eine Fortsetzung "Sister Act 3" ist seit Jahren angekündigt.