Als Kind war es für Robert Redford das Schönste, sich im dunklen Kinosaal gemeinsam mit anderen von der Magie der Leinwand verzaubern zu lassen: "Was ich heute so vermisse angesichts der hochentwickelten Technik bis hin zum Streaming, ist genau dieses schlichte Erlebnis", erzählte er einmal in einem Interview. Redford kam 1936 zur Welt, es gab in seiner Kindheit nur Radio und eben das Kino um die Ecke. Im Alter von 89 Jahren ist das Multitalent nun gestorben.
Der Typ mit dem im Alter graublonden Haar und den zerfurchten Zügen beeindruckte seit eh und je durch den lebendigen Blick aus blauen Augen und ein ganz besonderes Lächeln. Auch im hohen Alter stand er noch vor der Kamera: 2017 in "Unsere Seelen bei Nacht", einer zauberhaften Liebesgeschichte mit Jane Fonda. Im Jahr darauf gab er sich lässig mit Sissy Spacek in "Ein Gauner und ein Gentleman", der Geschichte des alt gewordenen Bankräubers und legendären Ausbrecherkönigs Forrest Tucker. "Das war an diesem Punkt in meinem Leben für mich ein wunderbarer Charakter", sagte Redford zu der Rolle.
Robert Redford war nie ein abgehobener Hollywood-Star. Er konnte auf eine intensive Karriere zurückblicken, nicht nur im Film. Der liberale Demokrat engagierte sich auch politisch, setzte sich für Umweltschutz und ethnische Minderheiten ein, förderte unabhängige Filme.
Durchbruch im Western
Robert kam im kalifornischen Santa Monica zur Welt, der Vater war Buchhalter, die Mutter Hausfrau. Deren früher Tod 1955 warf ihn aus der Bahn, Alkohol-Missbrauch brachte ihn um das Uni-Stipendium. Er jobbte auf Ölfeldern und ging mit 19 Jahren nach Europa.
Redford erkundete Deutschland und Frankreich, befasste sich mit Kunst, versuchte sich als Straßenmaler. In dieser Zeit entwickelte er Offenheit und Neugier. "In Europa wurde ich erwachsen", sagte er einmal der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
In die USA zurückgekehrt versuchte er sich als Schauspieler, spielte Theater. Bekannt machte ihn dann 1967 "Barfuß im Park", eine leichthändige Beziehungskomödie mit Jane Fonda als Redfords quirliger Ehefrau. Zwei Jahre später wurde er mit dem Western "Zwei Banditen" zum Star. 1973 begeisterte das Duo Newman-Redford in "Der Clou" erneut das Publikum - als raffinierte Trickbetrüger, die aus Rache einen Mafiaboss um viel Geld bringen.
Erfolge auch als Regisseur
Filme mit politischen Themen faszinierten ihn, etwa "Bill McKay - Der Kandidat" (1972), die Geschichte eines liberalen Anwalts, der in die Politik geht und rasch seine Illusionen verliert. Oder Brian De Palmas Klassiker "Die Unbestechlichen" (1976). Darin deckte er mit Dustin Hoffman den Watergate-Skandal auf, der die Ära Nixon beendete. Diesen Film hat Redford auch produziert.
In "Jeremiah Johnson" (1972) war Redford ein zivilisationsmüder Trapper. Regie führte sein Freund Sydney Pollack. Sieben Filme drehten die beiden zusammen, so auch die legendäre Romanverfilmung "Jenseits von Afrika" (1985) mit Meryl Streep.
1980 versuchte Redford sich erstmals selbst als Regisseur - mit Erfolg. Sein Debüt "Eine ganz normale Familie" handelt von den tragischen Folgen, die der Unfalltod eines Sohnes für dessen Eltern und Bruder hat. Er wurde 1981 mit zwei Oscars ausgezeichnet: für die beste Regie und für den besten Film.
In Hollywood arbeiten und sich vom Glamour nicht vereinnahmen lassen, das ist Redford gelungen. 1978 gründete er das Sundance Filminstitut zur Förderung junger Talente und dazu das Sundance Festival, bei dem unabhängige Filmproduktionen gezeigt werden. Der Name Sundance erinnert an Redfords Rolle als Sundance Kid in "Zwei Banditen".
"Ich glaube, wenn ich mit meinen Filmen nichts erreichen wollte, hätte ich gar nicht die Energie, sie überhaupt anzufangen", sagte er über seine Regiearbeit. So wollte er mit "Der Pferdeflüsterer" (1998), in dem er auch selbst mitspielte, ein besonderes Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier beschreiben.
Die Natur und der Schutz der Umwelt lagen Redford am Herzen. Im Bundesstaat Utah befindet sich die "Pferdeflüsterer-Ranch", die er 1996 als Tummelplatz und Erholungsort für Pferde kaufte.
Mit seiner ersten Frau Lola van Wagenen hatte Redford vier Kinder, das älteste lebte nur wenige Monate. Einen erneuten schmerzlichen Verlust erlitt er im Oktober 2020, als sein Sohn James, ein Dokumentarfilmer, an Leberkrebs starb. Seine zweite Frau war die in Hamburg geborene Malerin Sibylle Szaggars. In den letzten Lebensjahren verbrachte Redford viel Zeit auf seiner Ranch: "Manche Leute machen Therapie. Ich habe Utah", soll er einmal gewitzelt haben.