Cali (epd). In Kolumbien sind Bildungseinrichtungen und Lehrkräfte in alarmierendem Ausmaß von Gewalt betroffen. Laut einem neuen Bericht der Sondergerichtsbarkeit für den Frieden (JEP) verzeichnete das südamerikanische Land zwischen 2017 und 2025 mehr als 900 Angriffe auf den Bildungssektor. Kolumbien wird damit als das weltweit viertgefährlichste Land für Lehrkräfte und Schülerschaft eingestuft.
Den Angaben zufolge wurden in dem untersuchten Zeitraum mehr als 18.800 Personen, darunter Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler sowie Verwaltungsangestellte, Opfer von Gewalt. Allein zwischen 2022 und 2023 registrierte die JEP 363 Angriffe. Rund 73 Prozent richteten sich laut dem Bericht direkt gegen Lehrkräfte und Schüler. Besonders betroffen seien ländliche Regionen, wo Lehrerinnen und Lehrer häufig die einzige staatliche Präsenz darstellten und somit ins Visier bewaffneter Gruppen gerieten.
In dem Bericht wird auch ein zunehmender „erzwungener Schulabbruch“ beschrieben: Viele Kinder müssten die Schule beenden, weil sie oder ihre Eltern Angst vor Vertreibung, Zwangsrekrutierung oder Mord hätten. Schulen würden zudem von bewaffneten Gruppen besetzt oder wegen Minen geschlossen.
Die Sondergerichtsbarkeit fordert die Einführung eines eigenen Straftatbestands für Angriffe auf den Bildungssektor sowie spezielle Maßnahmen zur Wiedergutmachung für betroffene Kinder und Familien. Schulen und Lehrkräfte müssten als besonders geschützte Güter anerkannt werden.
Die JEP wurde 2016 im Rahmen des Friedensabkommens zwischen der kolumbianischen Regierung und der Guerillaorganisation FARC gegründet. Sie hat den Auftrag, schwere Menschenrechts- und Kriegsverbrechen des jahrzehntelangen bewaffneten Konflikts aufzuklären, Urteile zu sprechen sowie Wiedergutmachung und Versöhnung für die Opfer- und Betroffenengruppen zu fördern.



