Frankfurt a.M. (epd). Angesichts der großen Not im Sudan fordert das UN-Kinderhilfswerk Unicef mehr Unterstützung durch die internationale Gemeinschaft. Es habe bei der multilateralen Zusammenarbeit und humanitären Hilfe große Einsparungen gegeben, sagte der Unicef-Vertreter im Sudan, Sheldon Yett, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Im Sudan herrsche eine Notlage, die sich jeden Tag verschlimmere. Mehr als 30 Millionen Menschen benötigten humanitäre Hilfe, darunter 15 Millionen Kinder. „Doch unsere Arbeit ist gerade einmal zur Hälfte finanziert.“ Um nachhaltig Hilfe leisten zu können, seien zusätzliche Ressourcen unbedingt notwendig, sagte Yett.
Im Sudan war im April 2023 ein Machtkampf zwischen der Armee und der RSF-Miliz eskaliert. Seitdem sind große Teile des nordostafrikanischen Landes von Kämpfen betroffen.
Hürden bei der Hilfe
Yett beklagte auch Hürden bei der Bereitstellung von humanitärer Hilfe. „Die größte Herausforderung besteht darin, Zugang zu Kindern in Not zu bekommen.“ Auch sei es schwierig, im Land die Hilfsgüter zu bewegen und die Unicef-Teams an die Orte zu bekommen, wo Hilfe benötigt wird. In der Krisenregion Darfur sei es mancherorts nicht möglich, Städte mit der so dringend benötigten Hilfe zu erreichen.
In dem seit zweieinhalb Jahren andauernden Krieg hatte die RSF-Miliz zuletzt die Stadt Al-Faschir in Darfur erobert. Seitdem dringen immer mehr Berichte über Gewalt und Massaker an der Zivilbevölkerung nach draußen. Gerade für Mädchen und Frauen sei die Situation sehr schwierig, sagte Yett: „Wir haben die furchtbarsten Geschichten gehört, von Vergewaltigung, Erpressung, sexualisierter und unsäglicher Gewalt.“ Der Krieg bringe das Schlimmste zum Vorschein und setze Frauen einer noch größeren Schutzlosigkeit aus. „Die Milizen gehen davon aus, dass sie straffrei agieren können.“
„Vielzahl an Frontlinien“
Der Sudan sei derzeit ein „Land mit einer Vielzahl an Frontlinien“, sagte Yett. Zugleich gebe es Teile des Landes, etwa im Norden, in denen das Leben weitgehend normal sei. „Kinder gehen zur Schule, es gibt Lebensmittelmärkte und die Menschen gehen ihrem alltäglichen Leben nach.“ Anderswo aber „werden Menschen vertrieben, es wird auf sie geschossen, sie haben Angst um ihr Leben“.
Unicef ist nach Angaben von Yett im ganzen Land aktiv. Unter anderem organisiere das UN-Hilfswerk Impfungen gegen Polio sowie Masern und versuche, Kinder vor Malaria sowie Denguefieber zu schützen. Unicef benötigt nach eigenen Angaben in diesem Jahr 950 Millionen US-Dollar (rund 820 Millionen Euro) für die Hilfe im Sudan.



