Sexualisierte Gewalt: Betroffene wollen erweitertes Rederecht

Sexualisierte Gewalt: Betroffene wollen erweitertes Rederecht
Betroffene von sexualisierter Gewalt sollen im Parlament der evangelischen Landeskirche Hannovers künftig ein Rederecht erhalten. In einem Offenen Brief bitten sie nun darum, die Möglichkeiten zu erweitern.

Hannover (epd). Betroffene von sexualisierter Gewalt haben sich in einem Offenen Brief an die Synode der evangelischen Landeskirche Hannovers gewandt und darum gebeten, ihr Rederecht im Kirchenparlament zu erweitern. Insbesondere sollten auch Betroffene aus Einrichtungen der Diakonie vor der Synode sprechen können, erklärten sie in dem Brief an Synodenpräsident Matthias Kannengießer. Die Arbeit an diesem Thema lasse sich nicht trennen in Kirche und Diakonie: „Beide Bereiche bedingen einander.“

Die Kirchenleitung hatte Betroffenen, die sexualisierte Gewalt in Kirchengemeinden erfahren haben, für die bevorstehende Herbst-Synode ein Rederecht eingeräumt. Damit können sie erstmals direkt zu den Mitgliedern des Kirchenparlaments sprechen. Für die Aussprache ist am 26. November ein Zeitfenster von 9 bis 12 Uhr vorgesehen. Dieser Teil der Sitzung soll nach Angaben der Landeskirche nicht öffentlich sein, um einen geschützten Rahmen zu wahren.

#Bis zu zehn Minuten pro Redebeitrag

„Wir schätzen sehr, dass der Schutz Betroffener im Fokus steht“, heißt es in dem Brief. Dennoch sollten Betroffene, die dies wünschten, auch öffentlich sprechen können, wie es auch sonst in der Synode üblich sei. Die Redebeiträge könnten in einen öffentlichen und einen nicht öffentlichen Teil aufgeteilt werden. Die Autoren des Offenen Briefes schlagen zudem vor, einen Livestream oder eine Aufzeichnung der Debatte zu ermöglichen, damit andere Betroffene die Redebeiträge zumindest hinterher verfolgen könnten.

Nach Angaben der Landeskirche stehen pro Redebeitrag bis zu zehn Minuten zur Verfügung. Bei der Frühjahrstagung der Synode waren die Äußerungen der Betroffenen von „Sprechern des Publikums“ vorgetragen worden. Dabei war deutliche Kritik an der Synode und an der Kirchenleitung laut geworden. Mit dem neu eingeführten Rederecht entspricht die Landeskirche einem Wunsch der Betroffenen.