Frankfurt a.M. (epd). Nach dem Einmarsch der RSF-Miliz in die sudanesische Stadt Al-Faschir ist die Lage laut der Vorstandsvorsitzenden der Kinderrechtsorganisation Plan International, Petra Berner, besonders für Frauen und Mädchen katastrophal. Mitarbeitende der Organisation berichteten davon, dass Mädchen vergewaltigt würden, „sogar vor den Familien“, sagte Berner dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es würden zunehmend Kindersoldaten rekrutiert, auch „Mädchen werden dafür genutzt“. Tagsüber müssten sie für bewaffnete Gruppen kochen, „und abends für sexuelle Dienste zur Verfügung stehen“.
Im Sudan war im April 2023 ein Machtkampf zwischen der Armee und der RSF-Miliz eskaliert. Zuletzt drangen nach dem Einmarsch der paramilitärischen RSF („Rapid Support Forces“) in die Stadt Al-Faschir in der Darfur-Region Berichte über Massaker an der Zivilbevölkerung nach außen.
Momentan befinden sich im Sudan laut Plan International 5,8 Millionen Frauen auf der Flucht, häufig seien sie allein mit ihren Kindern unterwegs. Für sie gebe es keine Schutzmechanismen, sagte Berner: „Sexuelle Übergriffe nehmen massiv zu.“ Laut Sozialarbeitern und Fachpersonal vor Ort seien sehr viele Frauen von sexuellen Übergriffen betroffen, sagte Berner, die vor wenigen Tagen von einer Reise in den Sudan zurückgekehrt ist.
Schutzräume werden dringend benötigt
Für die Betroffenen sei es allerdings sehr schwierig, über die Gewalt zu sprechen. „Wir kennen Frauen, die vergewaltigt wurden, die Kinder gekriegt haben und sobald das Kind geboren war, in ein anderes Geflüchtetencamp wechseln mussten, um der Stigmatisierung durch ihr Umfeld zu entkommen.“
Nach sexuellen Übergriffen bräuchten Frauen vor allem Schutzräume, damit sie wieder Vertrauen aufbauen und über das Erlebte sprechen könnten, betonte Berner. Wichtig sei es auch, ein bisschen Normalität erlebbar zu machen. „Es hilft den betroffenen Frauen zum Beispiel, wenn sie zusammen Volleyball spielen, malen oder andere gemeinsame Aktivitäten haben“, erzählte sie. Um weiter Hilfe leisten zu können, seien Hilfsorganisationen vor allem auf die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft angewiesen. Es müssten „dringend humanitäre Korridore geschaffen werden“, um die Zivilbevölkerung zu schützen.
Der Krieg im Sudan hat eine der schwerwiegendsten humanitären Katastrophen der jüngeren Vergangenheit ausgelöst. Nach Angaben des UN-Welternährungsprogramms (WFP), hungern knapp 25 Millionen Menschen, etwa die Hälfte der Bevölkerung. Die Kinderrechtsorganisation Plan International ist nach eigenen Angaben in mehr als 60 Ländern aktiv. Im Sudan unterstützt sie unter anderem Geflüchtete und Vertriebene.


