Wiesbaden (epd). Die Zahl der betreuten Jungen und Mädchen im Kleinkind- und Vorschulalter ist laut Statistischem Bundesamt in diesem Jahr gesunken. Zugleich gab es mehr Kitas und mehr dort arbeitende Betreuungskräfte. Die Leiterin der Bundesfachgruppe Erziehung, Bildung und Soziale Arbeit der Gewerkschaft ver.di, Elke Alsago, rief dazu auf, die Entspannung in der Personalsituation für bessere Bedingungen in den Kitas zu nutzen.
Zum Stichtag 1. März 2025 besuchten bundesweit 4.059.400 Kinder eine Tagesbetreuung, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte. Das waren 33.800 oder 0,8 Prozent weniger als im Vorjahr. „Damit war die Gesamtzahl der betreuten Kinder erstmals seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2006 rückläufig, nachdem sie zuvor kontinuierlich um durchschnittlich 60.500 Kinder pro Jahr (plus 1,7 Prozent) gestiegen war“, hieß es.
Bei den Unter-Dreijährigen nahm die Zahl der betreuten Kinder bereits das zweite Jahr in Folge ab: War ihre Zahl im vergangenen Jahr um rund 8.200 oder 1,0 Prozent rückläufig, sank sie in diesem Jahr um 47.100 oder 5,6 Prozent. Ursache hierfür seien die sinkenden Geburtenzahlen der vergangenen drei Jahre. Hingegen gab es am 1. März 2025 bundesweit rund 61.000 Kindertageseinrichtungen, 400 oder 0,6 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der dort beschäftigten Personen stieg um 17.500 oder 2,2 Prozent auf 795.700.
Ver.di-Expertin Alsago forderte die Anpassung der Betreuungsschlüssel an wissenschaftliche Standards. „Wenn wir den Vorteil, der durch die geringen Geburtenraten entstanden ist, dafür nutzen, um die Situation in den Kitas zu stabilisieren, wäre das eine gute Sache“, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Betreuungsschlüssel seien vielerorts immer noch weit entfernt von wissenschaftlich empfohlenen Standards.
Vor allem im Osten Deutschlands, wo verhältnismäßig noch weniger Kinder geboren würden als im Westen, geschehe derzeit aber das Gegenteil, bemängelte Alsago. Dort gebe es schon Kita-Schließungen und Entlassungen von pädagogischem Personal.
Aus Befragungen von Erzieherinnen und Erziehern wisse man, dass das Kita-Personal häufig nicht den eigenen Ansprüchen an eine gute Arbeit gerecht werden könne, erklärte Alsago. Das sei einer der Gründe für die hohe Personalfluktuation in Kitas. Diese Fluktuation sei „dramatisch für die Kinder“, weil ihre Bindungen an vertraute Personen litten. Die Expertin sprach sich auch für eine qualitative Verbesserung der Ausbildung aus.
Über die Altersgruppen hinweg wurden laut Bundesamt die allermeisten Jungen und Mädchen (3.913.400 oder 96,4 Prozent) in einer Kita betreut. 146.000 Kinder (3,6 Prozent) besuchten eine öffentlich geförderte Kindertagespflege, beispielsweise Tagesmütter oder -väter.
Bei der Kleinkind-Betreuung gibt es nach wie vor deutliche Unterschiede zwischen den östlichen und westlichen Bundesländern. So waren in den östlichen Bundesländern einschließlich Berlin am 1. März 2025 durchschnittlich mehr als die Hälfte aller Kinder unter drei Jahren (54,9 Prozent) in einer Tagesbetreuung. In den westlichen Bundesländern sei die Betreuungsquote bei den Unter-Dreijährigen mit 34,5 Prozent nach wie vor deutlich geringer.


