Sudan: Warnungen vor humanitärer Katastrophe in Al-Faschir

Sudan: Warnungen vor humanitärer Katastrophe in Al-Faschir
Seit dem Wochenende hat die RSF-Miliz die Macht in der sudanesischen Stadt Al-Faschir übernommen. Hilfsorganisationen schlagen Alarm: Das Leid der Menschen in und um die Stadt sei unerträglich. Bei Angriffen auf ein Krankenhaus starben 460 Menschen.

Frankfurt a.M., Khartum (epd). Wenige Tage nach der Eroberung der sudanesischen Stadt Al-Faschir durch die RSF-Miliz warnen Hilfsorganisationen vor einer humanitären Katastrophe. Das Leid der Menschen in und um die in der Darfur-Region gelegenen Stadt sei unerträglich, erklärte die Welthungerhilfe am Mittwoch in Berlin. Schätzungsweise 260.000 Menschen seien in den vergangenen Tagen vor den Gefechten geflohen - „viele von ihnen suchen Schutz in den umliegenden Dörfern oder müssen ohne Hilfe ausharren“.

Der Generalsekretär der Welthungerhilfe, Mathias Mogge, rief die internationale Gemeinschaft auf, die finanzielle Unterstützung für die Menschen im Sudan aufzustocken. „Unsere Teams berichten von einer starken Zunahme der Vertreibungen“, sagte er.

Al-Faschir war am Wochenende nach eineinhalb Jahren Belagerung an die RSF-Miliz („Rapid Support Forces“) gefallen. Seitdem dringen immer wieder Berichte über Gewalt gegen die Zivilbevölkerung nach außen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beklagte die Tötung von mehr als 460 Menschen bei Angriffen auf ein Krankenhaus in Al-Faschir. Es habe sich um Patienten und Begleitpersonen im „Saudi Maternity Hospital“ gehandelt, teilte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus mit. Nähere Angaben machte Tedros nicht.

Auch Zehntausende Kinder sind laut Unicef, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, in der Stadt gefährdet. „Kein Kind ist sicher“, sagte Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell. Schätzungsweise 130.000 Jungen und Mädchen seien einem „hohen Risiko schwerwiegender Kinderrechtsverletzungen ausgesetzt“. Es gebe Berichte über Entführungen, Tötungen, Verstümmelungen und sexualisierte Gewalt. Das volle Ausmaß der Auswirkungen sei aufgrund weitreichender Kommunikationsausfälle noch unklar.

Im Sudan herrscht seit April 2023 Krieg zwischen der regulären Armee und der paramilitärischen RSF-Miliz. Die Kämpfe haben eine der schwerwiegendsten humanitären Krisen der jüngeren Vergangenheit ausgelöst. Fast 25 Millionen Menschen, etwa die Hälfte der Bevölkerung, leidet unter Hunger.

Einer der Hauptschauplätze des Krieges ist die Darfur-Region, in der auch Al-Faschir liegt. Bereits Anfang der 2000er Jahre verübten arabische Milizen, aus denen später die RSF hervorgingen, in Darfur Massaker an der schwarzen, nicht-arabischen Bevölkerung. Schätzungen zufolge kamen rund 300.000 Menschen ums Leben, sie wurden getötet oder starben an Hunger und Krankheiten. Nun gibt es erneut Warnungen vor ethnisch motivierten Gräueltaten.

Inmitten der sich zuspitzenden Krise will die Militärregierung, die der RSF-Miliz in dem Krieg gegenübersteht, leitende Mitarbeitende des UN-Welternährungsprogramms (WFP) ausweisen. Landesdirektor Laurent Bukera und die Nothilfekoordinatorin Samantha Katraj wurden nach Angaben des WFP aufgefordert, binnen 72 Stunden das Land zu verlassen. Die Regierung habe keine Gründe genannt und das Programm versuche, gegen die Anweisung vorzugehen, hieß es in der Erklärung.