Buchtipps zu Tod, Trauer und Traurigkeit

Frau legt Blumen auf Sarg nieder
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Mit Beginn der dunklen Jahreszeit kommen auch Gedanken an Abschiede und Tod.
Blick in die Literatur
Buchtipps zu Tod, Trauer und Traurigkeit
Die Tage werden kürzer, die dunkle Jahreszeit beginnt. Es wird ruhiger und auch dunkle Gedanken und Gefühle dürfen besonders in dieser Zeit ihren Raum finden; nach den strahlenden Sommertagen. Im November häufen sich dann auch die Feiertage, an denen man der Toten gedenkt. Totensonntag bei den Protestanten oder Allerseelen bei den Katholiken. Das Evangelische Literaturportal empfiehlt in Vorbereitung auf den November Bücher zu Tod, Trauer und Traurigkeit, die trösten und offen über das Ende sprechen.

Handbuch für Traurigkeiten

Eine Traurigkeit zulassen – funktioniert das?

"Gegen Traurigkeiten hilft seit je das Spazierengehen. Man gewinnt Zeit, und mit dem Körper bewegt sich die Seele doch, und wo sie sich verfangen und verhaken will, löst sich etwas, man kann alleine gehen oder zu zweit, jedenfalls kann man die Traurigkeit mitnehmen und muss sie nicht verjagen". In 134 kurzen Essays, manchmal sind es nur einzelne prägnante Sätze, taucht die Autorin ein in Abschiede von Freunden und Familienangehörigen, die sie durch den Tod verloren hat und den vom geliebten Hund, erzählt von Verlusten und Kriegsgeschichten, von der traurigen Leere in der Wohnung nach dem Auszug der Kinder. Aber oft sind es nur Gedankenexperimente und Impressionen, Feststellungen, die wiederholt und variiert werden, bis die Autorin glaubt, die Essenz gefunden zu haben. – Die Essays portionsweise und mehrmals zu lesen und den Gedanken zu folgen, bietet sich geradezu an. Ein schmales Bändchen, gut geeignet zum Mitnehmen beim Spaziergang! Cornelia von Forstner

Hacker, Katharina: Handbuch für Traurigkeiten. Minutenessays. Katharina Hacker. Berlin: Berenberg 2025. O. Pag. ; 19 cm.
ISBN 978-3-911327-06-0, geb.: 15,99 €

Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei

Eine Bäckerei wird zum Übergangsort zwischen Leben und Sterben.

Yeonhwas Großmutter hinterlässt ihrer Enkelin nicht nur ihre Bäckerei, sondern auch einen Berg an Schulden. In einem Brief kündigt die Großmutter an, die Schulden ließen sich ohne Probleme bezahlen, wenn Yeonhwa sich nur an zwei Bedingungen halte: die Bäckerei einen Monat zu führen und sie jeden Abend nur von 22 bis Mitternacht zu eröffnen. Ohne Vorwarnung gerät Yeonhwa aber noch an einen ganz anderen Job. Die Bäckerei wird nämlich nicht nur von Lebenden besucht. Langsam ahnt Yeonhwa, welche große Aufgabe ihre Großmutter ihr übertragen hat. Mit jedem Gebäckstück hilft sie verstorbenen Seelen, mit ihrem Leben in Frieden abzuschließen. Um das passende Gebäck zu finden, erfährt Yeonhwa von den Todesumständen der Personen. Magisch und leicht erzählt Lee Onhwa von dem Tod, der oft zum ungünstigsten Zeitpunkt kommt und somit die Verstorbenen mit unvollendeten Bedürfnissen hinterlässt. Diese lassen sich jedoch durch Yeonhwas Zuhören und ihr kleines Gebäck befriedigen.Hilfe beim Umgang mit dem Tod in der Gemeinde oder der Schule. Joana Stephan

Onhwa, Lee: Kleine Wunder in der Mitternachtskonditorei. Lee Onhwa. Dt. von Alexandra Dickmann. Frankfurt am Main: Fischer Scherz 2025. 270 S. ; 21 cm. Aus dem Koreanischen. ISBN 978-3-651-02522-6, geb.: 20 €

Den Schmerz umarmen

Wie gehen wir mit Trauer und dem Verlust nahestehender Menschen um?

"Trauer ist keine Krankheit, und die Trauer ist nicht unsere Feindin. Sie ist eine normale Reaktion auf einen Verlust. Trauer ist einfach die andere Seite der Medaille Liebe" (S. 9) Iris Geyer beschäftigt sich als evangelische Theologin, Psychotherapeutin und Krankenhausseelsorgerin intensiv mit dem Thema des Umgangs mit Trauer und Verlust. Sie hat schon viele Menschen in ihrer Trauer sowie in Gottesdiensten beim letzten Abschied begleitet und auch eigene Trauerarbeit geleistet. Dabei hat sie die verschiedensten Arten des Sterbens beobachtet, die sie zunächst erläutert. Immer wieder stellt sie dabei Fragen an die Lesenden, die der persönlichen Vertiefung dienen. Anschließend nimmt sie sowohl die Perspektive der oder des Sterbenden als auch die der Trauernden ein und legt die aufeinander folgenden Trauerphasen dar. Sie setzt Impulse zum Umgang mit der Trauer, gibt Denkanstöße zur Trauerverarbeitung und bietet Anregungen für heilsame Rituale. Der sehr persönliche Erzählstil und die vielen Hilfestellungen machen es zu einem tröstlichen Sachbuch für Trauernde und für Sterbebegleitung. Gabriele Güterbock-Rottkord

Geyer, Iris: Den Schmerz umarmen. Wegbegleitung in Sterben, Tod und Trauer. Iris Geyer. München: Claudius 2024. 182 S. ; 22 cm.
ISBN 978-3-532-62905-5, kt.: 22 €

Sterben ungeschminkt

Menschen aus drei Generationen sprechen über Trauer, Tod und Sterben.

Scheiße. Das ist das Lieblingswort von Sterbenskranken, weiß Ernst Engelke. Der Theologe und Psychologe hat mehr als 50 Jahre Erfahrung in der Hospiz- und Palliativbewegung. Der schöne, friedliche und ruhige Tod sei wohl eine Illusion. "Sterbenskranke haben ein Recht, gegen ihr Leiden und Sterben zu protestieren und darauf, dass ihr Widerstand gegen das Zu- und Loslassen respektiert wird", sagt er im Gespräch mit Lea Reinhard. Sie ist 34 Jahre und die jüngste im Dreigenerationen-Gespräch, an dem auch ihr Vater und Journalist Michael Reinhard beteiligt ist. Zu dritt sprechen sie über ein Thema, das gerne auf ein unbestimmtes Irgendwann vertagt wird. Und irgendwann ist dann plötzlich jetzt. In neun Kapiteln thematisieren sie, wie die Ängste Sterbender ernst genommen werden können, reden über die Belastungen pflegender Angehöriger, aber auch über den Pflegenotstand. Ungeschönt, nüchtern und berührend. Aber vielleicht gerade deshalb machen sie auch Mut, vermitteln Kraft und Hoffnung. Für die, die sterben, und die, die sie dabei nicht alleine lassen. Gerne empfohlen für Alt und Jung, für pflegende Angehörige, Freunde, Nachbarn, eigentlich für jeden. Dagmar Paffenholz

Engelke, Ernst: Sterben ungeschminkt. Ein Gespräch ohne Tabus über Abschied, Tod und Trauer. Ernst Engelke, Lea Reinhard u. Michael Reinhard. Freiburg: Herder 2025. 175 S. ; 21 cm.
ISBN 978-3-451-02428-3, geb.: 22 €

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