Hilfswerk: Religionsfreiheit in 62 Staaten bedroht

Hilfswerk: Religionsfreiheit in 62 Staaten bedroht
Laut einem Report von "Kirche in Not" wird das Recht auf Religionsfreiheit in 62 Staaten verletzt, die zumeist in Afrika und Asien liegen. In westlichen Industrienationen steigen demnach hingegen antimuslimische und antisemitische Hassverbrechen.

Rom (epd). Die Religionsfreiheit ist laut dem katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ auch in Industrienationen bedroht. Das Grundrecht der Religionsfreiheit werde heute „nicht nur in den Ländern der Dritten Welt, sondern auch in Industrienationen verletzt wird“, heißt es im Bericht des Hilfswerks zur Lage der Religionsfreiheit, der am Dienstag in Rom vorgestellt wurde.

Laut dem Bericht wurden in 62 Staaten Verletzungen der Religionsfreiheit festgestellt. In 24 Staaten kam es zu „Verfolgungen“, was „Kirche in Not“ als die schlimmste Kategorie bezeichnet. Dazu zählen unter anderen China, Indien, Nigeria und Nordkorea. In 75 Prozent dieser Länder habe sich die Lage seit der letzten Erhebung verschlechtert.

In 38 Staaten sei es zu „Diskriminierungen“ gekommen, stellt der Bericht fest. Dies sei beispielsweise in Ägypten, Äthiopien, Mexiko, der Türkei oder in Vietnam der Fall. Insgesamt lebten weltweit 5,4 Milliarden Menschen, rund 65 Prozent der Weltbevölkerung, in Ländern, in denen das Menschenrecht auf Religionsfreiheit verletzt werde, erklärte Marta Petrosillo, die Chefredakteurin des Berichts. Diese Länder liegen laut dem Bericht vor allem in Afrika und Asien.

Der Bericht verzeichnet aber auch einen starken Anstieg antisemitischer und antimuslimischer Hassverbrechen in westlichen Ländern. So sei es seit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und dem darauf folgenden Krieg im Gazastreifen dort zu einem „sprunghaften Anstieg antisemitischer und antimuslimischer Vorfälle“ gekommen. Für Deutschland wurden rund 4.400 Straftaten im Zusammenhang mit dem Konflikt gezählt, wie Angriffe auf Synagogen und Moscheen, Schikane einzelner Personen oder Hassreden im Internet. Im Jahr 2022 waren dies laut „Kirche in Not“ noch 61.

In Frankreich erreichten antisemitische Handlungen in den vergangenen zwei Jahren ein extremes Ausmaß: Sie nahmen um das Zehnfache zu, während antimuslimische Hassverbrechen um 29 Prozent stiegen. „In vielen Fällen erwiesen sich die Reaktionen der Regierung als unzureichend, was die Angst und Unsicherheit unter den Religionsgemeinschaften schürte“, heißt es in dem Report.

Auch ein deutlicher Anstieg der Angriffe auf christliche Stätten und Gläubige sei in westlichen Industriestaaten festzustellen. Im Jahr 2023 verzeichnete Frankreich demnach etwa 1.000 antichristliche Vorfälle, Griechenland meldete über 600 Fälle von Vandalismus an Kirchen. In Kanada wurden zwischen 2021 und Anfang 2024 laut dem Bericht 24 Kirchen Ziel von Brandstiftung.

In den vergangenen 25 Jahren habe sich der Trend für die Religionsfreiheit leider negativ entwickelt, sagte Sandra Sarti, die Präsidentin von „Kirche in Not“ in Italien. Sie betonte, ein Mangel an Religionsfreiheit gehöre auch „zu den Hauptgründen der forcierten Migration“.

Dass die diesjährige Ausgabe des Berichts die Umfangreichste seit 1999 sei, sieht Kardinasstaatssekretär Pietro Parolin als Zeichen, „dass die Verletzung von Religionsfreiheit von Jahr zu Jahr zunimmt“. Vertreter von „Kirche in Not“ hätten den Bericht kürzlich Papst Leo überreicht. Dieser habe den Report als ein „wirkungsvolles Instrument zur Sensibilisierung“ für das Thema gelobt.

Das katholische Hilfswerk „Kirche in Not“ ist eine 1947 gegründete Stiftung päpstlichen Rechts. In der Studie zur Religionsfreiheit weltweit werden seit 1999 rund 200 Länder auf den Status des Menschenrechts auf Religionsfreiheit untersucht. Die Berichte erscheinen in der Regel alle zwei Jahre.