Die Geschichte des Horrorfilms ist so alt wie die des Mediums: Seit den Anfängen des Kinos fliegen, schweben oder schlurfen Vampire, Mumien, Zombies und andere Monster über die Leinwände.
"Nosferatu" von Friedrich Wilhelm Murnau aus dem Jahr 1922, angelehnt an Bram Stokers Dracula-Roman, ist heute ein Klassiker - genauso wie die Geschichte von Dr. Frankenstein, die erstmals 1931 verfilmt wurde.
Zurzeit scheinen diese cineastischen Ur-Monster ein Comeback zu feiern. Schon Ende vergangenen Jahres präsentierte Robert Eggers eine gediegene Neuauflage von "Nosferatu". Guillermo del Toro belebt für Netflix nun den Frankenstein-Mythos neu, Filmstart ist am 23. Oktober (FSK: ab 16 Jahren). Abgesehen von ein paar kleinen Variationen wie der Besetzung des eigentlich unansehnlichen Monsters mit Jacob Elordi - dem makellosen Schönling aus "Saltburn" - bleibt del Toro Mythos und Roman-Vorlage von Mary Shelley recht treu.
Der französische Filmemacher Luc Besson verneigt sich mit seiner Version von "Dracula" (Start: 30. Oktober, FSK: ab 16 Jahren) vor der Opulenz von Francis Ford Coppolas Adaption aus dem Jahr 1992. Titelheld ist der US-Amerikaner Caleb Landry Jones; Christoph Waltz ist in einer Nebenrolle als Priester zu sehen.
Ein Wiedersehen im Kino gibt es am 4. November auch mit dem Archetyp des Serienkillers: in der restaurierten Version von "Das Schweigen der Lämmer" (Jonathan Demme, 1991, FSK: ab 16 Jahren) mit Anthony Hopkins in seiner Paraderolle als Hannibal Lecter.
Diese Gruselfilme kennen Sie vielleicht noch nicht
Halloween ist für Filmfans der perfekte Anlass, sich in die Sicherheit eines Kinosaals oder des eigenen Wohnzimmers wie in eine warme Decke zu kuscheln, um sich von Dingen auf der Leinwand oder dem Bildschirm schocken zu lassen, die einem in Wahrheit nichts anhaben können. Wer dabei keine Lust auf die diesjährigen Neuauflagen und die immer gleichen Kettensägenmassaker hat: Das Genre bietet auch ein paar unbekanntere Filmperlen der vergangenen 20 Jahre, die starre Regeln unterlaufen, mit ungewöhnlichen Variationen von Geschichten überraschen und das Potenzial zum Horror-Kult haben.
• Für "So finster die Nacht" (2008, FSK: ab 16 Jahren) des schwedischen Regisseurs Tomas Alfredson bildet das winterliche Stockholm mit wenig Tageslicht und grellweißem Schnee eine ungewöhnliche Kulisse. Die äußerlich kindliche Vampirin Eli freundet sich darin mit dem zwölfjährigen Oskar an. Unschuld trifft hier auf Blutdurst und Brutalität, aber auch auf eine echte Freundschaft.
• Auch Ana Lily Amirpours "A Girl Walks Home Alone at Night" (2014, FSK: ab 12 Jahren) ringt dem Subgenre des Vampirfilms in Style und Story neue Facetten ab. Durch das Setting in der fiktiven, iranischen Geisterstadt "Bad City", gedreht in Kalifornien, schwebt eine zierliche Vampirin im Hijab durch ein seltsam menschenleeres Suburbia und stillt ihren Durst nach Blut - und guter Musik vom Plattenspieler. Der Horror-Neo-Western in Schwarzweiß setzt auf wortkarge Coolness, Rockabilly-Charme und eine düstere Atmosphäre.
• Wer mehr Humor wünscht, schaut sich zuerst "5 Zimmer Küche Sarg" (2014, FS: ab 12 Jahren) an und dann die darauf basierende Serie "What We Do in the Shadows" des neuseeländischen Duos Jemaine Clement und Taika Waititi. Die Mockumentary über eine jahrhundertealte Vampir-WG in Staten Island, deren antiquierte Lebensweise oft mit der Gegenwart kollidiert und Diener Guillermo in den Wahnsinn treibt, vereint Brutalität und Comic Relief.
• Tollwütige Hunde, Bären auf Koks, Schlangen, atomar verseuchte Taranteln - die Liste animalischer Filmmonster ist lang. André Øvredals "Trollhunter" (2011, FSK: ab 12 Jahren) stellt bisher nie gesehene Wesen in den Mittelpunkt seines Werks: Ein paar Filmstudenten machen sich auf, eine mysteriöse "Mordserie" an Bären aufzuklären. Dabei kommen sie statt Wilderern wütenden Trollen in ihrem natürlichen Lebensraum in die Quere, werden von Jägern zu Gejagten und rennen bald um ihr Leben. Die Landschaft Norwegens wirkt erfrischend, die mitgelieferten "Trollfakten" werden mit der Ernsthaftigkeit eines Bernhard Grzimek behauptet.
• Lange galt im Horror als gesetzt, dass der schwarze Schauspieler im Cast zuerst stirbt. Seit Jordan Peeles "Get Out" (2017, FSK: ab 16 Jahren) ist damit Schluss, und der Begriff eines eigenständigen Black Horror Cinema bereichert und erobert das Genre mit innovativen Beiträgen. In Ryan Cooglers "Blood & Sinners" (2025, FSK 16) schicken sich die Zwillinge Smoke und Stack im Mississippi des Jahres 1932 an, ein für die damalige Zeit typisch afroamerikanisches Juke Joint zu eröffnen, eine Art Kneipe. Der örtliche Ku-Klux-Klan ist dabei weniger gefährlich als die Hillbilly-Vampir-Sippe. Neben sehr viel Blut machen coole Jazzmusik, Südstaatenflair und Rassismuskritik "Blood & Sinners" zu einem Film mit Kultpotenzial.