Als Vater oder Mutter in Kur gehen

Frau sitzt entspannt im Sonnenlicht am Wasser
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Einfach mal durchatmen vom stressigen Alltag, das tut Eltern gut.
Müttergenesungswerk
Als Vater oder Mutter in Kur gehen
Viele Elternteile sind im Alltag durch Kindererziehung und Berufstätigkeit mehrfach belastet. Kurmaßnahmen können Abhilfe schaffen, oft ist es aber nicht einfach, einen Platz zu bekommen.

Das Müttergenesungswerk (MWG) feiert in diesem Jahr sein 75. Jubiläum. Seit der Gründung der Stiftung im Jahr 1950 hat sich viel verändert, auch innerhalb des Angebots. So bietet die Stiftung heute nicht nur Kurmaßnahmen für Mütter an, sondern auch für Väter und pflegende Angehörige. Trotzdem: "Mütter tragen nach wie vor die Hauptlast der Sorgearbeit", sagt Rebekka Rupprecht, Geschäftsführerin des MGW.

Dazu käme eine immer größer werdende "Mehrfachbelastung" von Müttern, die oft nicht nur den Großteil der Sorgearbeit für die Kinder übernehmen, sondern auch berufstätig sind. Diese Entwicklung beobachtet auch Delphine Ngeche Takwi, Referentin für Müttergesundheit beim Frauenwerk der Nordkirche: "Mutter zu sein ist nicht einfach. Wenn es das wäre, dann gäbe es nicht so einen hohen Bedarf an Kurplätzen." Immer wieder spreche sie mit Müttern, die gerne an einer Kur teilnehmen würden, alleine oder mit Kind. "Der Antrag muss dann erstmal bei der Krankenkasse gestellt werden. Dazu gehört auch viel Papierkram. Viele Mütter sind in dieser Situation sehr hilflos", erzählt sie.

Der Bedarf an Kurbehandlungen für Elternteile in Deutschland sei hoch, bestätigt das MWG. "Studien zeigen, dass 24 Prozent der Mütter und 14 Prozent der Väter kurbedürftig sind. Bei Eltern von Kindern mit Behinderungen sind es sogar 75 Prozent", erläutert Rupprecht. Die existierenden Kurplatzkapazitäten seien nicht ausreichend, um diesen Bedarf zu decken. "Dementsprechend lang sind auch die Wartezeiten." Zwischen der Bewilligung einer Kurmaßnahme seitens der Krankenkasse und dem Beginn einer Kur könne bis zu einem Jahr vergehen.

"Unterschiedliche Mütter erleben unterschiedliche Herausforderungen und haben deshalb auch verschiedene Bedürfnisse", erklärt Takwi. Mütter, die in Deutschland leben, aber noch nicht über sichere Deutschkenntnisse verfügen, stünden bei der Beantragung einer Kurmaßnahme besonders hohen Herausforderungen gegenüber. "Bei Beratungsstellen, die Mütter über die Möglichkeit einer Kur informieren, fehlt es eindeutig an Sprachmittlerinnen", sagt Takwi. Auch alleinerziehende Mütter, oder solche, die auf andere Art, nicht dem traditionellen Familienbild entsprechen, bedürften besonderer Beratung und Aufmerksamkeit.

Einfach mal raus aus dem Elternalltag

Eine Kur könne Elternteile nachhaltig entlasten. Das berichtet auch Anja (Name geändert), die im August mit ihren beiden Kindern drei Wochen auf Kur verbringen konnte. "Es war für mich eine große Erleichterung, einfach aus dem Alltag herauszukommen. Zu dem Zeitpunkt, als ich die Kur angetreten habe, war ich schon sehr erschöpft", erzählt die 44-Jährige. Während der Kur wurden ihre Kinder von 8.30 bis 15.30 Uhr betreut. In dieser Zeit ging Anja einem Programm nach, das individuell für sie erstellt wurde. Dazu gehörten Therapiestunden, Sport und eine psychologische Einzelbetreuung. "Für mich hat sich nachhaltig etwas verändert. Ich habe gelernt, besser mit meinem Stress im Alltag umzugehen", erzählt die Hamburgerin. Auch ihre Kinder hätten die Zeit in der Kur sehr genossen. "Es war für uns alle schön, einfach mal aus unserem gewohnten Umfeld herauszukommen, das war definitiv ein wesentlicher Teil der Erholung."

Eine Kur kann alle drei Jahre für Elternteile von der Krankenkasse bewilligt werden. Auch Anja würde diese Möglichkeit gerne wieder wahrnehmen. Um die Situation für Eltern im Alltag nachhaltig zu verbessern, wünscht sie sich vor allem bessere Betreuungsangebote für Kinder an Schulen und Kindergärten. "Wenn man nicht direkt von der Arbeit die Kinder abholen müsste und es noch mehr schulische Freizeitangebote für sie gäbe, das wäre schön", sagt sie. Solche Optionen würden sowohl Spaß für die Kinder, als auch mehr Raum für Elternteile bieten.

Das findet auch Delphine Takwi. "Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich festlegen, dass alle Mütter alle sechs Monate eine Woche Wellness-Urlaub machen können. Ganz ohne Partner, ganz ohne Kinder. Einfach, damit sie mal wieder Raum haben, um zu atmen und nur an sich selbst zu denken."