Leipzig (epd). Der evangelische Theologe Friedrich Magirius ist tot. Er starb am Montag im Alter von 95 Jahren, wie die Stadtverwaltung Leipzig am Dienstag mitteilte. Von 1982 bis zur Pensionierung 1995 war Magirius Superintendent für den Kirchenbezirk Leipzig-Ost und gestaltete gemeinsam mit dem Leipziger Nikolaikirchen-Pfarrer Christian Führer die berühmt gewordenen Leipziger Friedensgebete.
Seine Position zwischen den Bürgerrechtlern und der DDR-Führung blieb dabei nicht unumstritten. Er selbst sah sich als Vermittler zwischen den Gruppen.
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) erklärte, Magirius hinterlasse ein großes Vermächtnis. Er habe immer die Gerechtigkeit und das friedvolle, demokratische Miteinander im Blick zu behalten. „Es war ihm vor allem wichtig, dass die junge Generation in allen Ländern Krieg und Gewalt abschwören“, erklärte Jung. Großes Ansehen habe sich Magirius in Polen als Leiter der Aktion Sühnezeichen in der DDR erworben.
Magirius wurde am 26. Juni 1930 in Dresden geboren. Nach dem Studium in Berlin und Greifswald war er unter anderem als Pfarrer in Einsiedel (heute Chemnitz), an der Dresdener Kreuzkirche und der Leipziger Nikolaikirche tätig. Im Mai 2022 wurde Friedrich Magirius für seine Verdienste für die Stadt Leipzig zum Ehrenbürger ernannt.
Während der friedlichen Revolution in der ehemaligen DDR moderierte Magirius von Januar bis Mai 1990 den Runden Tisch in Leipzig. Er übernahm das übergangsweise eingerichtete Amt des Stadtpräsidenten und half bis 1994 entscheidend mit, die Stadtverwaltung nach den neuen Gegebenheiten zu strukturieren.