Waffenruhe: UN weiten humanitäre Hilfe im Gaza-Streifen rasch aus

Waffenruhe: UN weiten humanitäre Hilfe im Gaza-Streifen rasch aus
Hilfsorganisationen rechnen mit Wochen bis zur Versorgung aller
Nach dem Ende der Kämpfe in Gaza haben die UN ihre Hilfe intensiviert. Hilfsorganisationen hoffen auf eine Ausweitung der Hilfe - warnen aber, dass bis zu einer Besserung der Lage Wochen vergehen könnten. Bundeskanzler Merz sagt Unterstützung zu.

Berlin, Scharm el-Scheich (epd). Nach der Waffenruhe im Krieg zwischen Israel und der Hamas haben die Vereinten Nationen und ihre Partner ihre humanitäre Hilfe für die palästinensische Bevölkerung im gesamten Gazastreifen rasch ausgeweitet. UN-Organisationen hätten monatelang abgeschnittene Gemeinden erreicht und leisteten lebensrettende Hilfe, erklärte UN-Generalsekretär António Guterres am Montag in der ägyptischen Stadt Scharm el-Scheich, wo ein Friedensgipfel im Beisein zahlreicher Staats- und Regierungschefs anstand.

Es sei ein wichtiger erster Schritt zur Stabilisierung der angespannten humanitären Lage, ergänzte Guterres. Doch sei der Bedarf nach wie vor enorm. Ein kontinuierlicher Zugang zu den notleidenden Menschen sowie eine nachhaltige Finanzierung der humanitären Hilfe seien von entscheidender Bedeutung.

Auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) versprach umfassende deutsche Unterstützung für die humanitäre Hilfe. „Deutschland wird seinen Beitrag leisten“, sagte Merz vor Beginn des Friedensgipfels in Scharm el-Scheich. Die Bundesregierung werde in den nächsten Tagen und Wochen ihrer humanitären Verpflichtung nachkommen und alles dafür tun, dass die Menschen im Gaza-Streifen ein Dach über dem Kopf und Wasser bekommen sowie ausreichend medizinisch versorgt werden.

Zuvor hatte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin zur Hilfe in Gaza gesagt: „Das muss jetzt sofort losgehen.“ Es sei weniger eine Frage des Materials, vielmehr gehe es vor allem um den Zugang und den Transport der Hilfsgüter. In Lagern in den Nachbarländern stünden humanitäre Güter bereit, mit denen man den Gaza-Streifen mehr als drei Monate lang versorgen könne. Vergangene Woche hatte Deutschland angekündigt, zusätzlich 29 Millionen Euro für humanitäre Hilfe im Gaza-Streifen bereitzustellen.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) dringt ebenfalls auf eine kontinuierliche und verlässliche Lieferung von Hilfsgütern in den kriegsverwüsteten Küstenstreifen am Mittelmeer. „Es geht nicht darum, einmalig mit 600 Lkw in das Gebiet zu fahren, sondern, dass das Tag für Tag geschieht“, sagte der Leiter der Internationalen Zusammenarbeit beim DRK, Christof Johnen, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zudem müsse die Hilfe zu allen Menschen im Gaza-Streifen vordringen, „egal, wo sie sich gerade aufhalten“.

Selbst bei einer vollumfänglichen Wiederaufnahme der Hilfe wird sich die humanitäre Krise im Gaza-Streifen laut Johnen jedoch nur langsam entspannen. „Es wird sicherlich noch Wochen dauern, bis wenigstens eine Grundversorgung der Menschen wieder gesichert ist, also sie in halbwegs ausreichender Menge zu essen haben.“ Es wird nach seinen Worten „eine gewisse Zeit dauern, bis zumindest die materielle Hilfe auch überall im Gaza-Streifen ankommt“.

Der Krieg zwischen der Hamas und Israel hat in dem Küstenstreifen am Mittelmeer mit rund zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern eine humanitäre Katastrophe verursacht, auch weil der humanitäre Zugang zum Gaza-Streifen von Israel stark eingeschränkt wurde. Auslöser des jüngsten Nahost-Krieges war der Angriff der palästinensischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023.

Nach Angaben des Nothilfebüros der Vereinten Nationen wurden bereits am Sonntag Hilfsgüter wie Medizin, Nahrung, Treibstoff und das erste Mal seit Monaten auch Gas zum Kochen wieder in den Gaza-Streifen geliefert. Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) hofft ebenfalls auf eine Besserung der humanitären Lage in Gaza. Ein WFP-Sprecher sagte dem epd: „Wir hoffen, dass die Waffenruhe zum humanitären Wendepunkt wird.“ 170.000 Tonnen Hilfsgüter seien in der Region zusammengezogen und mehrere Zehntausend Tonnen stünden an den Grenzen bereit.