Berlin, Scharm el-Scheich (epd). Mit dem Ende der Kämpfe im Gaza-Streifen verspricht Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) umfassende deutsche Unterstützung für die humanitäre Hilfe. „Deutschland wird seinen Beitrag leisten“, sagte Merz am Montag vor Beginn eines Friedensgipfel in der ägyptischen Stadt Scharm el-Scheich. Die Bundesregierung werde in den nächsten Tagen und Wochen ihrer humanitären Verpflichtung nachkommen und alles dafür tun, dass die Menschen im Gaza-Streifen ein Dach über dem Kopf und Wasser bekommen sowie ausreichend medizinisch versorgt werden.
Zuvor hatte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin zur Hilfe in Gaza gesagt: „Das muss jetzt sofort losgehen.“ Es sei weniger eine Frage des Materials, sondern vor allem gehe es um den Zugang und den Transport der Hilfsgüter. In Lagern in den Nachbarländern stünden humanitäre Güter bereit, mit denen man den Gaza-Streifen mehr als drei Monate lang versorgen könne. Vergangene Woche hatte Deutschland angekündigt, zusätzliche Mittel für humanitäre Hilfe im Gaza-Streifen in Höhe von 29 Millionen Euro bereitzustellen.
Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) dringt ebenfalls auf eine kontinuierliche und verlässliche Lieferung von Hilfsgütern in den kriegsverwüsteten Küstenstreifen am Mittelmeer. „Es geht nicht darum, einmalig mit 600 Lkw in das Gebiet zu fahren, sondern, dass das Tag für Tag geschieht“, sagte der Leiter der Internationalen Zusammenarbeit beim DRK, Christof Johnen, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zudem müsse die Hilfe zu allen Menschen im Gaza-Streifen vordringen, „egal, wo sie sich gerade aufhalten“.
Selbst bei einer vollumfänglichen Wiederaufnahme der Hilfe wird sich die humanitäre Krise im Gaza-Streifen laut Johnen jedoch nur langsam entspannen. „Es wird sicherlich noch Wochen dauern, bis wenigstens eine Grundversorgung der Menschen wieder gesichert ist, also sie in halbwegs ausreichender Menge zu essen haben.“ Es gebe eine „unfassbare Verzweiflung und tiefe Trauer“ in dem Gebiet, betonte Johnen: „Und es wird eine gewisse Zeit dauern, bis zumindest die materielle Hilfe auch überall im Gaza-Streifen ankommt.“
Nach der von den USA vermittelten Waffenruhe und der Freilassung der noch lebenden israelischen Geiseln soll auch die humanitäre Hilfe im Gaza-Streifen deutlich erhöht werden. Der Krieg zwischen der Hamas und Israel hat in dem Küstenstreifen am Mittelmeer mit rund zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern eine humanitäre Katastrophe verursacht, auch weil der humanitäre Zugang zum Gaza-Streifen von Israel stark eingeschränkt wurde. Auslöser des Krieges war Angriff der palästinensischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023.
Laut Angaben des Nothilfebüros der Vereinten Nationen wurden bereits am Sonntag Hilfsgüter wie Medizin, Nahrung Treibstoff und das erste Mal seit Monaten auch Gas zum Kochen wieder in den Gaza-Streifen geliefert. Der UN-Nothilfekoordinator Tom Fletcher kündigte auf der Internetplattform X an, Umfang und Reichweite des Hilfseinsatzes auszuweiten.
Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) hofft ebenfalls auf eine Besserung der humanitären Lage in Gaza. Nach zwei Jahren Krieg und unermesslichem Leid seien selbst grundlegende Dinge zum Überleben kaum verfügbar, sagt WFP-Sprecher Rentsch dem epd: „Wir hoffen, dass die Waffenruhe zum humanitären Wendepunkt wird.“ 170.000 Tonnen Hilfsgüter seien in der Region zusammengezogen und mehrere Zehntausend Tonnen stünden an den Grenzen bereit.
In Scharm el-Scheich sollte am Montagnachmittag mit einer Zeremonie das Gaza-Abkommen gefeiert werden. Zahlreiche Staats- und Regierungschefs nehmen daran teil. Zu dem Treffen hatten die USA und Ägypten nach der erfolgreichen Vermittlung der Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas eingeladen.