Rotes Kreuz: Humanitäre Lage in Gaza wird sich nur langsam bessern

Rotes Kreuz: Humanitäre Lage in Gaza wird sich nur langsam bessern
13.10.2025
epd
epd-Gespräch: Moritz Elliesen

Frankfurt a.M., Berlin (epd). Die humanitäre Krise im Gaza-Streifen wird sich laut dem Leiter für Internationale Zusammenarbeit beim Deutschen Roten Kreuz, Christof Johnen, selbst bei einer vollumfänglichen Wiederaufnahme der Hilfe nur langsam entspannen. „Es wird sicherlich noch Wochen dauern, bis wenigstens eine Grundversorgung der Menschen wieder gesichert ist, also sie in halbwegs ausreichender Menge zu essen haben“, sagte Johnen dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag. Es gebe eine „unfassbare Verzweiflung und tiefe Trauer“ in dem Gebiet, betonte Johnen: „Und es wird eine gewisse Zeit dauern, bis zumindest die materielle Hilfe auch überall im Gaza-Streifen ankommt.“

Johnen äußerte sich optimistisch, dass es absehbar gelingt, wieder deutlich mehr Hilfslieferungen nach Gaza zu bringen. „Wir nehmen wahr, dass es ein Bemühen aller Konfliktparteien gibt, den Umfang deutlich zu erhöhen“, sagte er. Bereits am Sonntag seien Dutzende Lkw mit Hilfe in den Gaza-Streifen gefahren. Jedoch sei etwa der zu Ägypten gelegene Grenzübergang Rafah stark beschädigt, sodass vor einer deutlichen Aufstockung noch ein wenig Zeit vergehen könnte.

Nach der von den USA vermittelten Waffenruhe und der Freilassung der noch lebenden israelischen Geiseln soll auch die humanitäre Hilfe im Gaza-Streifen deutlich erhöht werden. Der Krieg zwischen der Hamas und Israel hat in dem Küstenstreifen am Mittelmeer mit rund zwei Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern eine humanitäre Katastrophe verursacht. Ausgelöst wurde der Krieg durch den Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023.

In den kommenden Wochen müssen laut Johnen kontinuierlich und verlässlich Hilfsgüter in den Gaza-Streifen kommen. „Es geht nicht darum, einmalig mit 600 Lkw in das Gebiet zu fahren, sondern, dass das Tag für Tag geschieht“, unterstrich der DRK-Leiter der Internationalen Zusammenarbeit. Zudem müsse die Hilfe zu allen Menschen im Gaza-Streifen vordringen, „egal, wo sie sich gerade aufhalten“. Dies sei in der Vergangenheit ein großes Problem gewesen, weshalb Kranke, Verletzte, ältere Menschen und Kinder nicht erreicht worden seien. Zunächst würden Nahrungsmittel, Unterkünfte und saubere Wasser benötigt, aber auch medizinische Güter, sagte Johnen.

Entscheidend für die Versorgung der Menschen sei, dass die Waffenruhe von allen Konfliktparteien eingehalten werde, sagte Johnen. „Ansonsten wird es nicht möglich sein.“ Zugleich warnte er vor Gefahren für Vertriebene, die nach einem Ende der Kämpfe in ihre Heimat zurückkehrten: „Wir gehen davon aus, dass es eine sehr große Anzahl von nicht explodierten Sprengkörpern gibt.“