Nairobi, Antananarivo (epd). In Madagaskar drängt ein Teil des Militärs nach wochenlangen Protesten an die Macht. Wie der Präsident Andry Rajoelina am Sonntag erklärte, erfolgt in dem Land aktuell eine „illegale Machtübernahme durch das Militär“.
Die Spezialeinheit Capsat hatte am Samstag geschlossen erklärt, nicht auf Demonstranten zu schießen und sich den Protesten angeschlossen. Bei den Protesten gab es nach Angaben der Vereinten Nationen bislang mindestens 22 Tote, ein Teil davon durch Schüsse der Polizei. Am Samstag kam es zu Zusammenstößen zwischen der Polizei und der Spezialeinheit, am Abend erklärten die Capsat-Soldaten in einem Video, das Kommando über die gesamte Armee übernommen zu haben.
Die Proteste hatten Ende September begonnen, ausgelöst von anhaltenden Strom- und Wasserausfällen auf der Insel vor der ostafrikanischen Küste. Nachdem der Präsident die Regierung entlassen hatte, forderten die überwiegend jungen Menschen auf den Straßen den Rücktritt von Rajoelina. Die Gewerkschaften schlossen sich den Protesten an und riefen für den vergangenen Donnerstag zum Generalstreik auf. Ein Bürgerdialog blieb erfolglos, er wurde von den Organisatoren der Proteste boykottiert.
Auch am Sonntag gab es wieder Demonstrationen in der Hauptstadt Antananarivo. Der Aufenthaltsort des Präsidenten war unbekannt. Die Afrikanische Union äußerte sich in einem Statement am Sonntag besorgt über die Lage, rief zu Ruhe und Zurückhaltung auf und sprach sich für einen Dialog aus.
Die jungen Protestierenden organisieren sich vor allem über Facebook. Ihr Symbol ist, wie auch bei Protesten unter anderem in Nepal, Indonesien, Peru und Frankreich, ein Totenschädel mit Strohhut aus der japanischen Anime-Serie „One Piece“.