Haiti: Zahl vertriebener Kinder hat sich verdoppelt

Haiti: Zahl vertriebener Kinder hat sich verdoppelt

Mexiko-Stadt, Port-Au-Prince (epd). Die Zahl der vertriebenen Kinder in Haiti hat sich nach Unicef-Angaben innerhalb eines Jahres fast verdoppelt. 680.000 Minderjährige seien aus ihren Häusern vertrieben worden, erklärte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen am Mittwoch (Ortszeit). Die Kinder erlebten Gewalt und Vertreibung „in einem erschreckenden Ausmaß“, sagte Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell.

Viele Mädchen und Jungen seien aufgrund der sich ausbreitenden Gewalt gezwungen, mehrmals zu fliehen. Dabei verlören sie nicht nur ihr Zuhause, sondern auch die Möglichkeit, zur Schule zu gehen und „einfach nur Kind zu sein“, sagte Russell.

Insgesamt sind im Karibikstaat mehr als 1,3 Millionen Menschen auf der Flucht. Die politische Krise, die zunehmende Gewalt bewaffneter Banden, der Zusammenbruch der Versorgung und der fehlende Zugang für humanitäre Hilfe haben Haiti in eine tiefe Krise gestürzt.

Unicef weist darauf hin, dass die Vertreibung Kinder und Frauen einem erhöhten Risiko von Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch aussetzt. Auch dienten Schulen oft als Notunterkünfte, wodurch die Bildung von fast einer halben Million Schüler weiter beeinträchtigt werde.

Die Zahl der Notaufnahmelager für die Geflohenen ist nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) in der ersten Hälfte des laufenden Jahres von 142 auf 246 gestiegen. Zahlreiche neue Lager seien in den Provinzen rund um die Hauptstadt Port-Au-Prince eingerichtet worden, in denen die bewaffneten Banden ihre Präsenz ausweiten. Unicef ruft dringend zu internationaler Unterstützung auf, um den Schutz für die vertriebenen Kinder zu verbessern.