Unido-Chef Müller will Entwicklungsministerium umbauen

Unido-Chef Müller will Entwicklungsministerium umbauen

Ravensburg, Wien (epd). Der Generaldirektor der UN-Organisation für industrielle Entwicklung (Unido), Gerd Müller (CSU), hat eine grundlegende Neuausrichtung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit gefordert. Das Entwicklungsministerium müsse zu einem „Ministerium für Außenwirtschaft und Entwicklung“ werden, sagte der frühere Bundesentwicklungsminister der „Schwäbischen Zeitung“ (Dienstag). Ziel müsse sein, deutsche Interessen, Wachstumsmärkte und humanitäre Hilfe stärker zu verbinden.

Besonders auf dem afrikanischen Kontinent sieht Müller große Chancen für die Wirtschaft. Dort würden in den kommenden Jahrzehnten bis zu 100 Millionen neue Arbeitsplätze erwartet, „direkt vor unserer Haustüre“. Während China, Japan und die Türkei längst in diese Märkte investierten, lasse Deutschland dieses Potenzial ungenutzt.

Gleichzeitig warnte der frühere Bundesentwicklungsminister vor einem Stillstand in Deutschland. „In Deutschland liegt Mehltau über dem Land. Man diskutiert viel und handelt weniger“, so Müller. Um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern, seien mehr Mut, flexible Arbeitszeiten und steuerliche Anreize nötig. Die durchschnittliche Jahresarbeitszeit in Deutschland sei fast 50 Prozent geringer als in China.

Müller soll im November für eine weitere Amtszeit als Generaldirektor der in Wien ansässigen Unido bestätigt werden. Auch die amtierende Bundesentwicklungsministerin Reem Alabali Radovan (SPD) will die Interessen der deutschen Wirtschaft künftig stärker mit der Entwicklungszusammenarbeit verknüpfen.