Frankfurt a.M. (epd). Zum zweiten Jahrestag des Hamas-Massakers am 7. Oktober in Israel hat die Bildungsstätte Anne Frank zu einem Gedenken aller Opfer von Terror und Krieg aufgerufen. „Ich wünsche mir, dass in der deutschen Öffentlichkeit, ob auf den Straßen oder auf Social Media, Raum dafür ist, allen Opfern gleichermaßen zu gedenken, ohne das Leid der einen oder anderen Seite infrage zu stellen oder zu relativieren“, sagte der Direktor der Bildungsstätte, Meron Mendel, am Donnerstag in Frankfurt am Main. „Der 7. Oktober ist keine Rechtfertigung für Kriegsverbrechen. Und der Krieg in Gaza rechtfertigt keinen Antisemitismus.“
Der Überfall der Hamas auf Israel, bei dem rund 1.200 Zivilisten ermordet und mehr als 200 verschleppt wurden, sei das schwerste Massaker an Jüdinnen und Juden seit dem Holocaust, erklärte die Bildungsstätte Anne Frank. Es habe auf die jüdische Gemeinschaft weltweit traumatisierend gewirkt und eine anhaltend hohe antisemitische Bedrohungslage nach sich gezogen. Für Palästinenserinnen und Palästinenser sei nach bereits Zehntausenden ziviler Opfer der israelischen Militäroffensive noch kein Ende des Leids in Sicht. Der „völlig entgrenzte Krieg“ in Gaza diene schon lange nicht mehr der Sicherheit Israels.
„Es ist höchste Zeit, die Gräben des pro-palästinensischen und pro-israelischen Lagerdenkens zu überwinden und stattdessen mit geeinter, starker Stimme für den Frieden und die Koexistenz aller Menschen zwischen Mittelmeer und Jordanfluss einzutreten“, sagte Mendel. Das Ziel müsse ein Ende des Krieges, die Befreiung der Geiseln und ein sicheres und lebenswürdiges Leben aller Menschen im Nahen Osten sein. In Deutschland dürfe es keine antisemitischen und rassistischen Angriffe auf die Betroffenen des Konflikts geben. Räume müssten geschaffen werden, in denen jüdische und palästinensische Menschen gleichermaßen ihrem Schmerz Ausdruck verleihen und Empathie erfahren könnten.