Volkssolidarität dringt auf mehr soziale Gerechtigkeit

Volkssolidarität dringt auf mehr soziale Gerechtigkeit

Berlin (epd). Vor dem Tag der Deutschen Einheit hat die Volkssolidarität zu mehr sozialer Gerechtigkeit in Ost und West aufgerufen. Die Präsidentin der Hilfsorganisation, Susanna Karawanskij, sagte am Donnerstag in Berlin, auch 35 Jahre nach der Vereinigung habe es Deutschland noch nicht geschafft, dem Gebot des Grundgesetzes nachzukommen, gleichwertige Lebensverhältnisse in Ost- und Westdeutschland herzustellen.

Noch immer sei der Niedriglohnsektor im Osten größer als im Westen, erklärte Karawanskij weiter, noch immer liege der Durchschnittsbruttolohn für Beschäftigte in Vollzeit in Ostdeutschland um mehr als 20 Prozent unterhalb des Lohns in westlichen Bundesländern. Die Situation verbessere sich nicht merklich, und das Zusammengehörigkeitsgefühl von Ost und West nehme ab.

Die Präsidentin verwies zudem auf gesamtdeutsche soziale Probleme und ungleich verteilte Lebenschancen. Sie nannte Defizite bei der öffentlichen und sozialen Infrastruktur wie etwa sanierungsbedürftige Kitas und Brücken, fehlendes Lehr- und Gesundheitspersonal, steigende Wohnkosten und fehlenden Personennahverkehr. Eine Stärkung des Sozialstaats sei notwendig und auch möglich, wenn auf die große Vermögensungleichheit reagiert und Steuergerechtigkeit geschaffen werde, sagte Karawanskij.

Die Volkssolidarität wurde im Oktober 1945 im Osten Deutschlands gegründet. Der Sozial- und Wohlfahrtsverband zählt heute nach eigenen Angaben etwa 109.000 Mitglieder und rund 20.000 Beschäftigte, er ist Träger unter anderem von Pflegeeinrichtungen und Kindertagesstätten.