Psychologin: Lehrkräfte brauchen mehr Wissen über ADHS

Psychologin: Lehrkräfte brauchen mehr Wissen über ADHS
25.09.2025
epd
epd-Gespräch: Judith Kubitscheck

Marburg (epd). Nach Ansicht von Anna Enrica Strelow, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Klinische Kinder- und Jugendpsychologie an der Universität Marburg, wissen vor allem gymnasiale Lehrkräfte zu wenig über die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS). „In ihrer Ausbildung spielt ADHS kaum eine Rolle“, sagte sie im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Ein weiteres Problem sei, dass Wissen aus der psychologischen Forschung kaum im Lehramtsstudium ankomme, sagte die Psychotherapeutin, die über „ADHS im Klassenzimmer“ promoviert hat. Dabei gebe es nützliche Strategien, wie mit ADHS umgegangen werden könne. Ein klarer Stundenablauf mit festen Routinen könne beispielsweise helfen, ebenso wie kurze Bewegungspausen und der gezielte Einsatz von Timern. Hilfreich sei auch, wenn positives Verhalten sofort rückgemeldet wird - nicht nur durch Belohnung, sondern auch durch verbales Feedback. „Solche Strategien helfen nicht nur Kindern mit ADHS, sondern verbessern das Klassenklima insgesamt und reduzieren auch den Stress bei Lehrkräften.“

Kinder mit ADHS bräuchten Struktur und Klarheit. Wichtig sei auch, dass Lehrkräfte verstehen, dass es sich bei ADHS um eine neuropsychologische Störung handelt - und nicht um Erziehungsversagen oder eine Frage der Ernährung. „Lehrkräfte leisten viel. Aber sie brauchen mehr Unterstützung und gezieltes Wissen.“ Wichtig seien verpflichtende Inhalte im Studium und auch Fortbildungen an Schulen. „Vor allem aber muss das Bewusstsein wachsen: Lehrkräfte können einen enormen Unterschied machen“, sagte Strelow.

Mehr Inklusion wäre nach Strelows Worten ein besserer Weg als spezialisierte ADHS-Schulen. Dies würde Toleranz und gegenseitiges Verständnis fördern. Aber derzeit seien die Bedingungen nicht gut genug, daher verstehe sie Eltern, die für ihre Kinder spezialisierte ADHS-Angebote suchten.