Berlin (epd). Angesichts des prekären Wohnungsmarkts haben die Sozialverbände den Berliner Senat aufgerufen, zur Vermeidung von Obdachlosigkeit mehr Präventionsangebote zu fördern. Jeder Wohnungsverlust koste Unsummen, finanziell und gesellschaftspolitisch, erklärte die Direktorin des Diakonischen Werks Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Ursula Schoen, am Mittwoch zum Auftakt der Kältehilfe-Saison am 1. Oktober. Allein die durch Bezirke verordnete Unterbringung einer vierköpfigen Familie auf knapp 30 Quadratmetern koste den Steuerzahler monatlich rund 6.000 Euro.
Ulrike Kostka, Direktorin des Caritasverbandes für das Erzbistum Berlin, betonte: „Vorbeugen ist besser als heilen.“ Wer an der falschen Stelle spare, werde künftig „ein Vielfaches aufwenden müssen, um die Folgen von Wohnungslosigkeit zu bezahlen“. Der Sprecher der Liga der Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege in Berlin, der Geschäftsführer des AWO-Landesverbandes Berlin, Oliver Bürgel, forderte eine engere Zusammenarbeit von Vermietern, Jobcentern, Sozialämtern, Gerichten und Beratungsstellen.
Schoen forderte den Senat auf, sich im Bundesrat für ein Zwangsräumungsverbot insbesondere für Familien einzusetzen. Zudem müsse ernsthaft die Beschlagnahmung leerstehender Wohnungen geprüft werden.
Für die im Oktober startende Kältehilfesaison zur Unterbringung von Menschen in Notunterkünften wurden laut Diakonie „mit Mühe und Not“ bislang 726 Notübernachtungsplätze gefunden. Im November sollen mindestens 949 Plätze zur Verfügung stehen. In der vergangenen Saison standen im Durchschnitt 1.071 Plätze zur Verfügung und es gab durchschnittlich 952 Übernachtungen, eine durchschnittliche Auslastung von 88,9 Prozent.