Cali (epd). In Kolumbien sind mehrere Armeeangehörige vor dem Sondergericht für den Frieden wegen außergerichtlicher Hinrichtungen und gewaltsamen Verschwindenlassens von Zivilisten verurteilt worden. Zwölf ehemaligen Mitglieder der Einheit „Batallón La Popa“ müssen fünf bis acht Jahre gemeinnützige Arbeit für die Opfergemeinschaften leisten, teilte das Sondergericht am Donnerstag in einer online übertragenen Sitzung mit. Das Urteil steht im Zusammenhang mit den „falsos positivos“: Zivilisten, die getötet und als im Gefecht gefallene Rebellen ausgegeben wurden.
Die Richter stellten fest, dass die Soldaten zwischen 2002 und 2005 an der Karibikküste im Norden des Departements Cesar und im Süden von La Guajira 135 Menschen gezielt getötet hatten. Das Gericht erkannte zudem weitere 192 Opfer an, die als Folge anderer Straftaten der Angeklagten ums Leben kamen.
Zu den Verurteilten zählen Offiziere ebenso wie einfache Soldaten. Sie hatten ihre Schuld eingeräumt und wesentlich zur Aufklärung beigetragen. Die Ermittlungen stützten sich nach Gerichtsangaben auf mehr als 60 Zeugenaussagen, mehrere unabhängige Berichte und Besuche in der betroffenen Region. Demnach arbeiteten die Soldaten teilweise mit paramilitärischen Strukturen zusammen oder lockten Männer aus armen Familien mit falschen Versprechungen in den Tod.
Das Sondergericht für den Frieden wurde im Zuge des Friedensvertrags zwischen Regierung und der Farc-Guerilla 2016 eingerichtet. Es zielt weniger auf Bestrafung als auf Wahrheitsfindung, Wiedergutmachung und Versöhnung in dem seit den 1960er Jahren anhaltenden Konflikt zwischen Staat, Guerillagruppen und paramilitärischen Milizen. Bei dem Krieg wurden etwa 300.000 Menschen getötet und rund sieben Millionen vertrieben.
Die „falsos positivos“ gehören zu den schwersten Menschenrechtsverbrechen in dem Konflikt. Das Sondergericht registrierte landesweit 6.402 Fälle. Menschenrechtsorganisationen sprechen von systematischen Tötungen, die dem Militär Erfolg im Kampf gegen Aufständische vortäuschen sollten.
Das erste Urteil des Sondergerichts wurde am Dienstag gefällt. Die letzte Führungsriege der 2016 aufgelösten Farc-Guerilla wurde wegen massenhafter Entführungen zu acht Jahren gemeinnütziger Arbeit verurteilt.