Antisemitismusbeauftragter Ulrich: Gesellschaft muss aufstehen

Antisemitismusbeauftragter Ulrich: Gesellschaft muss aufstehen

Kiel (epd). Der schleswig-holsteinische Antisemitismusbeauftragte Gerhard Ulrich sieht in dem judenfeindlichen Plakat eines Einzelhändlers in Flensburg eine neue Eskalationsstufe. „Dieses Schild in diesem Laden ist ein widerliches, entsetzliches Zeichen für das, was in unserer Gesellschaft gerade los ist“, sagte der evangelische Altbischof am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Zivilgesellschaft müsse endlich aufstehen und sich empören gegen den Judenhass, der sich in Deutschland Bahn breche.

Die antisemitischen Vorfälle in Schleswig-Holstein hätten sich mit 588 Fällen im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2023 nahezu verfünffacht. Die Politik tue alles, um Antisemitismus vehement zu begegnen, mit Runden Tischen, Aktionsplänen und guten Beziehungen zu den jüdischen Landesverbänden. „Doch die Gesellschaft schweigt, dabei entwickelt sie sich weg von der Demokratie. Was sollen wir denn noch machen und sagen, damit die Menschen endlich gegen Antisemitismus demonstrieren?“, fragte Ulrich.

Auch die Kirche sei in der Pflicht, auf der Straße, auf der Kanzel und in Gesprächen mit Menschen deutlich ihre Stimme zu erheben. „Wir als Kirche haben die Möglichkeit, die Menschen dazu zu ermutigen, diese Entwicklung nicht einfach hinzunehmen“, sagte Ulrich, der bis 2019 Bischof der evangelischen Nordkirche war.

Am Donnerstag war bekannt geworden, dass ein Einzelhändler in Flensburg ein Plakat mit der Aufschrift „Juden haben hier Hausverbot!“ in sein Schaufenster gehängt hatte. Im Zuge eines Polizeieinsatzes war das Plakat bereits am Mittwochabend entfernt worden. Die Staatsanwaltschaft Flensburg hat ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Volksverhetzung eingeleitet.