Pro-Palästina-Posts: Mainz 05 und El Ghazi suchen gütliche Einigung

Pro-Palästina-Posts: Mainz 05 und El Ghazi suchen gütliche Einigung
Mainz 05 wird dem wegen Pro-Palästina-Statements entlassenen Ex-Spieler El Ghazi wohl noch mehr Geld als bisher zahlen müssen. Im Berufungsprozess zeichnete sich ab, dass die Kündigung auch vor dem Landesarbeitsgericht keinen Bestand haben dürfte.

Mainz (epd). Der fast zweijährige Streit um propalästinensische Social-Media-Posts des Profi-Fußballers Anwar El Ghazi wird für dessen ehemaligen Verein Mainz 05 voraussichtlich noch deutlich teurer als bislang schon. Nach einer mündlichen Berufungsverhandlung vor dem Landesarbeitsgericht Rheinland-Pfalz erklärten beide Parteien, sie wollten über die ausgesprochene Kündigung doch eine außergerichtliche Einigung suchen (AZ: 3SLa 254/24). Inhalt der angestrebten Vereinbarung ist in erster Linie die Summe, die der Sportler zusätzlich zu bereits überwiesenen Gehaltsnachzahlungen in Höhe von 1,5 Millionen Euro noch erhält.

Die zusätzlichen Ansprüche leitet El Ghazi aus der Gehaltsdifferenz bei Mainz 05 und seinem späteren Verein Cardiff City ab. Es geht um einen Betrag von rund 800.000 Euro, die er zusätzlich erhalten müsste. Diesen Betrag brachte der Vorsitzende Richter Andreas Budroweit ins Spiel.

In der Verhandlung hatte der Vereinsvorstand vergeblich argumentiert, die fristlose Entlassung des Spielers sei unumgänglich gewesen. Mainz 05 habe auch angesichts seiner Geschichte um den in Auschwitz ermordeten jüdischen Vereinsgründer Eugen Salomon eine besondere Verantwortung gegenüber Israel.

„Ich habe eine solche Öffentlichkeit wie bei diesem Fall noch nie erlebt“, sagte Vorstandsmitglied Christian Heidel. „Weltweit war das ein Thema.“ Der Anwalt des Vereins, Johan-Michel Menke, warf El Ghazi vor, mit seiner Ende Oktober 2023 auf Instagram und X geposteten Anklage, Israel habe in drei Wochen über 3.500 Kinder in Gaza getötet, würden „Stereotype des Judenhasses“ verbreitet: „Wer sich menschenverachtend antisemitisch äußert, hat keinen Platz bei Mainz 05 und auch nicht im deutschen Fußball.“

Nach dem Angriff der Hamas auf Israel im Oktober 2023 hatte El Ghazi auf der Plattform Instagram unter anderem die Parole „From the River to the Sea, Palestine will be free“ („Vom Fluss bis zum Meer, Palästina wird frei sein“) gepostet, die auch von radikalen Organisationen verwendet wird, die das Existenzrecht Israels bestreiten. In der Folge hatte Mainz 05 den Spieler zunächst freigestellt, den Konflikt nach einer vermeintlichen Reueerklärung jedoch in einer Presseerklärung für beigelegt erklärt.

El Ghazi reagierte mit einem weiteren Social-Media-Post, in dem er den Tod jeglicher Zivilisten, Antisemitismus, Besatzung, Apartheid und Völkermord gleichermaßen verurteilte. Weil er in der Erklärung zugleich zurückwies, er habe sich von seinen bisherigen Ansichten distanziert, sprach der Bundesligaverein eine fristlose Kündigung aus.

Das Arbeitsgericht Mainz hatte die ausgesprochene Kündigung im Juli für unwirksam erklärt. Es sprach El Ghazi ausstehende Gehaltszahlungen und Zuschläge in Höhe von 1,5 Millionen Euro zu und verurteilte den Verein, den Niederländer marokkanischer Herkunft weiter zu beschäftigen. Die für die Kündigung ausschlaggebenden Social-Media-Einträge nach der vermeintlichen Einigung seien alle durch die Meinungsfreiheit gedeckt.

Der Inhalt der Pressemeldung über die vermeintliche Reueerklärung sei nicht mit El Ghazi abgestimmt gewesen, kritisierte sein Anwalt Alexander Bergweiler in der Verhandlung am Mittwoch. Einen von El Ghazi gewünschten Hinweis auf das Leid der Palästinenser habe der Verein in dem Text unterschlagen, worüber der Fußballer sehr enttäuscht gewesen sei.