Koblenz (epd). Die Hilfsorganisation Solwodi für Frauen, die von Zwangsprostitution und Menschenhandel betroffen sind, fordert mehr Schutz für Frauen. Wie wichtig der Schutz Betroffener und die Kontrolle durch Behörden seien, zeige der jüngste Bericht des Bundeskriminalamts (BKA) zu Menschenhandel und Ausbeutung im vergangenen Jahr, erklärte Solwodi am Dienstag in Koblenz.
Das BKA, das Ende August das Bundeslagebild Menschenhandel und Ausbeutung 2024 veröffentlicht hatte, listet insgesamt 576 abgeschlossene Ermittlungsverfahren im Bereich Menschenhandel und Ausbeutung auf. Der Menschenhandel zur sexuellen Ausbeutung steht dabei mit rund 364 Verfahren an oberster Stelle und mache den höchsten Wert der zurückliegenden zehn Jahre aus, hieß es.
Weiter zugenommen habe auch der Menschenhandel in der sogenannten Wohnungsprostitution: In 270 Fällen wurde sexuelle Ausbeutung in Privatwohnungen festgestellt, während es 2023 noch 201 waren. Dies entspreche einem seit Längerem beobachteten Trend, dass sich Prostitution weg von Bordellen und Laufhäusern entferne und hin zur Wohnungsprostitution mit Anbahnung durch das Internet verlagere, erklärte Solwodi.
Laut Bundeslagebild repräsentierten deutsche Frauen die größte Gruppe der Betroffenen, erklärte der Frauenhilfsverein und vermutet zugleich eine hohe Dunkelziffer unter ausländischen Frauen. In der täglichen Solwodi-Arbeit seien es vor allem Frauen aus Nigeria und anderen westafrikanischen Ländern, die sexuelle Ausbeutung erfahren, hieß es. Sie würden durch falsche Versprechungen und die Aussicht auf bessere finanzielle und berufliche Perspektiven nach Deutschland gelockt und in Abhängigkeit gebracht.
Solwodi, kurz für „Solidarity for Women in Distress“ (Solidarität mit Frauen in Not) ist nach eigenen Angaben in 18 Städten in Deutschland mit insgesamt 21 Fachberatungsstellen sowie 14 Schutzeinrichtungen und Wohnprojekten vertreten.