Studie: Kita-Politik zementiert soziale Ungleichheit

Studie: Kita-Politik zementiert soziale Ungleichheit

Berlin (epd). Einer neuen Studie zufolge haben arme Familien deutlich schlechtere Chancen auf einen Kitaplatz als bessergestellte. „Armutsbetroffene Kinder werden deutlich seltener und in deutlich geringerem zeitlichem Umfang in Kitas betreut“, teilte der Paritätische Gesamtverband am Dienstag in Berlin mit. Fehlende Kindertagesbetreuung verstärke damit die soziale Spaltung der Gesellschaft, heißt es in der Studie „Ungleichheit von Anfang an. Bericht zu Armut und Kita-Betreuung“.

Nur 19 Prozent der ein- bis zweijährigen Kinder aus armutsbetroffenen Familien besuchen demnach eine Kita, während gleichaltrige Mädchen und Jungen aus nicht von Armut betroffenen Familien doppelt so häufig einen Kitaplatz haben (41 Prozent). Unter Berücksichtigung der Betreuungsumfänge seien die Unterschiede noch größer: 30 Prozent der nicht-armutsbetroffenen Kinder nutzen einen Betreuungsumfang von 25 und mehr Stunden. Das übertrifft den Wert der benachteiligten Kinder um das Dreifache, denn nur 10 Prozent der von Armut Betroffenen werden in diesem Umfang betreut.

Der Bericht zeige, dass die Kosten der Kinderbetreuung für viele armutsbetroffene Familien eine erhebliche finanzielle Belastung darstellen und zahlreiche Familien daran hinderten, Kindertagesbetreuung in Anspruch zu nehmen.

„Kinder aus armutsbetroffenen Familien werden beim Zugang zu frühkindlicher Bildung ausgebremst, weil finanzielle und regulative Hürden den Weg in die Kita versperren“, sagte Hauptgeschäftsführer Joachim Rock. Die Bundesregierung müsse diese Ungerechtigkeit beenden und Kita-Betreuung für alle ermöglichen, forderte er. Als Lösung schlägt der Verband vor, Eltern mit Sozialleistungsbezug automatisch von Kitagebühren zu befreien - ohne dass sie dafür einen Antrag stellen müssen.

Der Paritätische fordert zudem, dass der Bund sich dauerhaft finanziell an der Verbesserung des Kita-Systems beteiligt, weil frühkindliche Bildung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sei. Dabei sei es entscheidend, dass der Zugang zu Leistungen nach dem Bildungs- und Teilhabegesetz, etwa die Kostenübernahme des Mittagessens in der Kita, erleichtert werde. Die Studie basiert auf Daten der Mikrozensus-Unterstichprobe zu Einkommen und Lebensbedingungen des Statistischen Bundesamts.