Bielefeld (epd). Bethel-Chef Ulrich Pohl warnt vor den Folgen von Einsparungen im Sozialbereich. Besonders in Krisenzeiten sei soziale Arbeit wichtig, erklärte der Vorstandsvorsitzende der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel am Donnerstag in Bielefeld. „Wer gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern will, muss das Soziale stark machen“, unterstrich Pohl bei Jahrespressekonferenz. Das große diakonische Unternehmen stehe laut Jahresbericht 2024 gut da.
Die schwierige Lage der öffentlichen Geldgeber sowie der Krankenkassen beträfe deutschlandweit das Sozial- und Gesundheitswesen, erklärte Pohl. Auch Bethel müsse auf Verzögerungen bei der Abwicklung finanzieller Forderungen für Pflegesätze und Investitionen reagieren. Zuvor geplante Investitionen in Höhe von 50 Millionen Euro seien zurückgestellt worden. „Wir konzentrieren unsere Finanzmittel auf die bestehenden Standorte.“
Mit Blick auf eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht sprach sich Pohl für ein soziales Jahr aus. „Wenn es einen Wehrdienst gibt, muss es auch so etwas wie einen Ersatzdienst geben“, sagte er. Man dürfe das Soziale bei dieser Debatte nicht aus dem Blick verlieren. Der Vorstandschef unterstütze den Vorschlag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für einen sozialen Pflichtdienst.
Die Gewinn- und Verlustrechnung Bethels für das Jahr 2024 schloss nach Worten von Vorstand Christoph Nolting mit einem positiven Jahresergebnis von 11,25 Millionen Euro ab. Im Vorjahr lag das Ergebnis bei 9,74 Millionen Euro. Der erwirtschaftete Betrag werde vollständig in die Arbeit Bethels reinvestiert, so Nolting.
Die Gesamterträge aller Stiftungsbereiche und Tochtergesellschaften der Stiftungen Bethels lagen den Angaben nach bei 1,98 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,81 Milliarden Euro). Die Gesamterträge sind vergleichbar mit dem Umsatz.
Die Sachinvestitionen fielen im Vorjahr mit 105,15 Millionen Euro höher aus als 2023 (94,9 Millionen Euro). Bei drei Hospizneubauten in Bielefeld-Bethel, Bad Kösen und Wandlitz habe es Bauabschlüsse und -fortschritte gegeben, erklärte Nolting. Für das laufende Jahr seien wieder Maßnahmen in etwa gleicher Höhe geplant. Nach einem leichten Rückgang habe die Zahl der angebotenen Betten und Plätze im vergangenen Jahr um 337 Plätze auf insgesamt rund 26.760 erweitert werden können.
Angesichts einer anhaltenden allgemeinen Verunsicherung, hoher Energiepreise, geringem Wirtschaftswachstum und klammen Kassen der Kommunen sei man erleichtert, dass am Ende des Geschäftsjahres 2024 für Bethel ein zufriedenstellendes Ergebnis gestanden habe, sagte Nolting.
Ohne die große Unterstützung von Spendern wäre es kaum möglich gewesen, bestehende Angebote zu erhalten und neue zu schaffen, erklärte Pohl. Die Beträge von Spenden und Nachlässen stiegen im vergangenen Jahr auf 75,68 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 69,44 Millionen Euro.
Mit dem aktuellen Jahresspendenprojekt „Mitten im Leben“ sollen mehrere Projekte gefördert werden, um für Menschen mit Beeinträchtigungen bessere Teilhabe und Lebensqualität schaffen, erläuterte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende Bartolt Haase. Dazu gehören Wohnprojekte und Werkstätten in Lemgo, Berlin und Bielefeld-Bethel. Haase tritt im kommenden Jahr die Nachfolge von Ulrich Pohl (67) an, der dann in den Ruhestand verabschiedet wird.
Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel mit Hauptsitz in Bielefeld sind eines der größten diakonischen Unternehmen Europas. In den Einrichtungen in acht Bundesländern wurden im vergangenen Jahr rund 270.000 Menschen von rund 24.886 Mitarbeitenden behandelt, betreut oder ausgebildet. Standorte gibt es in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen, Rheinland-Pfalz, Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt.