Zahl der Vertriebenen in Kolumbien steigt deutlich

Zahl der Vertriebenen in Kolumbien steigt deutlich

Berlin, Bogotá (epd). In Kolumbien müssen wieder mehr Menschen vor der grassierenden Gewalt fliehen. Die Zahl der Vertriebenen sei bis Ende Juli auf fast 90.000 gestiegen, teilte die nationale Ombudsstelle am Montag (Ortszeit) mit. Im Vergleich dazu hätten im gesamten Jahr 2024 etwa 25.600 Menschen ihre Heimatorte verlassen. In dem südamerikanischen Land nimmt die Bedrohung durch Guerilla- und paramilitärische Gruppen, die sich vor allem über Drogenhandel und Erpressung finanzieren, wieder zu.

Angesichts der zunehmenden Gewalt und der damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen rief die Ombudsstelle die Regierung dazu auf, die Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken. Dringend sei insbesondere ein besserer Schutz von führenden Vertreterinnen und Vertretern von Gemeinschaften wie indigenen Minderheiten, Afrokolumbianern oder Bauerndörfern. Außerdem müssten Fluchtwege gesichert und Gemeinden bei der Hilfe für Vertriebene unterstützt werden.

Zugleich verwies die Ombudsstelle auf die Folgen der restriktiven Migrationspolitik der US-Regierung. Eine wachsende Zahl von Menschen kehre aus den USA und Mexiko zurück. Auch hier seien die Regierungen der Länder auf der Fluchtroute aufgefordert, den Schutz der Migrantinnen und Migranten zu gewährleisten. Die Ombudsstelle hatte dies bereits im August gemeinsam mit den Ombudsstellen von Costa Rica und Panama Stellung gefordert.

Trotz der angespannten Lage soll das Budget der Ombudsstelle für 2026 um drei Prozent gekürzt werden. Human Rights Watch (HRW) kritisierte die Entscheidung scharf, die aufgrund der Inflation zu einem Defizit von 9,7 Prozent führen würde. Angesichts wachsender Gewalt, sinkender internationaler Hilfsgelder und der Präsidentschaftswahlen im kommenden Jahr sei eine ausreichende Ausstattung der Ombudsstelle unabdingbar, erklärte die Menschenrechtsorganisation.