Frauen in Ausbildung verdienen nicht unbedingt mehr

Frauen in Ausbildung verdienen nicht unbedingt mehr
31.08.2025
epd
epd-Gespräch: Nils Sandrisser

Nürnberg, Wiesbaden (epd). Arbeitsmarktforscher relativieren jüngste statistische Daten, wonach Frauen in Ausbildung mehr verdienen als Männer. Das sei in der Gesamtbetrachtung nicht unbedingt der Fall, sagte der Direktor des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Bernd Fitzenberger, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zwar wählten Frauen häufiger Berufe mit höheren Ausbildungsvergütungen. Andererseits seien sie bei schulischen Ausbildungen häufiger vertreten. Dort werde, anders als in betrieblichen Ausbildungen, mitunter gar nichts gezahlt.

In der vergangenen Woche hatte das Statistische Bundesamt Daten zur Ausbildung veröffentlicht. Demnach lag bei Frauen der durchschnittliche Bruttomonatsverdienst in der betrieblichen Ausbildung mit 1.302 Euro etwas höher als bei Männern (1.187 Euro).

Frauen entschieden sich 2024 laut Statistikbehörde am häufigsten für eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten, gefolgt von der Nummer eins des Vorjahres, der Kauffrau für Büromanagement, und der zahnmedizinischen Fachangestellten. Bei Männern, die eine Ausbildung begannen, war der Kraftfahrzeugmechatroniker weiterhin der beliebteste Beruf. Auf den Plätzen zwei und drei bei den Männern landeten Ausbildungen als Fachinformatiker und Elektroniker.

Fitzenberger beobachtet, dass Betriebe heute eher bereit sind als früher, jungen Menschen eine Ausbildungschance zu geben. Davon profitierten auch Menschen mit eher schlechten Schulabschlüssen oder solche, die sich noch orientieren müssten. Eine steigende Quote von Ausbildungsabbrüchen sei daher nicht unbedingt ein Alarmsignal.

Auch wenn eine Branche generell höhere Abbruchquoten habe, spreche das noch nicht für Missstände in der jeweiligen Branche, fügte Fitzenberger hinzu. Gastgewerbe oder Friseurhandwerk seien Berufe, in denen häufig Menschen mit ausbildungsrelevanten Defiziten eine Chance bekämen. „Etwas auszuprobieren und sich dann etwas anderes zu suchen, ist noch kein Scheitern“, erklärte er. „Zum Problem wird es allerdings angesichts von 2,9 Millionen Menschen im Alter von 20 bis 34 Jahren ohne abgeschlossene Berufsausbildung dann, wenn am Ende kein Abschluss erreicht wird.“

Berufsschulen seien vielfach nicht gut ausgestattet, um jungen Menschen, die im Schulsystem gescheitert seien, zum Berufsabschluss zu verhelfen, kritisierte der IAB-Direktor. Dafür brauche es beispielsweise mehr sonderpädagogische Angebote. Betriebe hingegen bräuchten mehr Informationen über die Möglichkeiten des „recht komplexen und damit unübersichtlichen Fördersystems“, sagte er.