Frankfurt a.M. (epd). Im Rechtsstreit mit dem Klinikum Lippstadt um die Zulässigkeit medizinischer Schwangerschaftsabbrüche hat der Gynäkologe Joachim Volz Berufung eingelegt. Wie Volz' Rechtsanwalt Till Müller-Heidelberg dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag sagte, wurde die Berufung beim Landesarbeitsgericht Hamm vor einigen Tagen eingelegt. Das Landesarbeitsgericht bestätigte dem epd den Eingang der Berufung.
Müller-Heidelberg sagte, das Urteil des Arbeitsgerichts basiere „auf wesentlichen Fehlern“. Das Arbeitsgericht Hamm hatte es zunächst als rechtmäßig angesehen, dass das Krankenhaus Lippstadt Volz nach einer Fusion mit einem katholischen Träger Schwangerschaftsabbrüche nach medizinischer Indikation untersagt hatte.
Das Arbeitsgericht hatte am 8. August eine Klage des Gynäkologen gegen seinen Arbeitgeber abgewiesen. Der Gynäkologe hatte gegen zwei Weisungen des „Klinikums Lippstadt - Christliches Krankenhaus“ geklagt, die ihm medizinisch induzierte Schwangerschaftsabbrüche sowohl in der Klinik als auch in seiner Bielefelder Privatpraxis untersagen. Beides ist nach Auffassung des Arbeitsgerichts Hamm zulässig.
Müller-Heidelberg erklärte, das Gericht gehe in seinem Urteil fälschlich davon aus, dass auch der medizinische Schwangerschaftsabbruch im Abtreibungsparagrafen 218a, Absatz 2 rechtswidrig sei. „Das ist er nicht“, betonte Müller-Heidelberg. Das Urteil stütze sich des Weiteren auf das Direktionsrecht nach Paragraf 106 der Gewerbeordnung. „Darin steht aber, dass Weisungen nur im Rahmen des Arbeitsvertrags gegeben werden dürfen. Schwangerschaftsabbrüche nach medizinischer Indikation sind im Arbeitsvertrag von Dr. Volz ausdrücklich zugelassen“, sagte der Anwalt. Der frühere Geschäftsführer werde das gegebenenfalls auch beim Berufungstermin bezeugen.
Zudem berufe sich das Gericht auf das Selbstbestimmungsrecht der katholischen Kirche. „Die Klinik ist aber kein katholisches Krankenhaus, sondern ein christliches Krankenhaus“, sagte Müller-Heidelberg. Es gebe keine einheitliche „christliche“ Auffassung zum Schwangerschaftsabbruch. Die evangelische und die katholische Auffassung differierten. Die Berufungsverhandlung vor dem Landesarbeitsgericht erwartet der Jurist bis zum Sommer 2026.
Der Rechtsstreit entzündet sich an einem Konflikt zwischen Volz und dem Klinikum infolge einer Fusion. Volz' früherer Arbeitgeber, das evangelische Krankenhaus in Lippstadt, fusionierte mit dem katholischen Dreifaltigkeits-Hospital und dem Marien-Hospital in Erwitte. Seit März firmieren die Kliniken gemeinsam als „Klinikum Lippstadt - Christliches Krankenhaus“. Der Gesellschaftsvertrag untersagt Schwangerschaftsabbrüche und assistierten Suizid. Ausgenommen sind Abbrüche in Notfällen, wenn sonst Lebensgefahr für die Mutter bestünde.
Volz argumentiert nicht nur juristisch, sondern auch moralisch. Er sieht es als seine Pflicht, Frauen und Familien in Situationen zu helfen, in denen Kinder nicht lebensfähig auf die Welt kommen würden. Schwangerschaftsabbrüche nach medizinischer Indikation waren Volz zuvor erlaubt. Die katholische Kirche lehnt Abtreibungen per se ab.