Frankfurt a.M. (epd). Im Mittelmeer sind am Wochenende mehr als 100 Menschen aus Seenot gerettet worden. Die Crew des Rettungsschiffs „Humanity 1“ holte nach eigenen Angaben am Samstag mehr als 50 Männer, Frauen und Kinder von einem seeuntauglichen Schlauchboot. Das Segelschiff „Nadir“ rettete 65 Flüchtlinge und Migranten.
Bei dem Einsatz in der Nacht zum Samstag seien auch drei tote Mädchen in dem überfüllten und bereits vollgelaufenen Schlauchboot gefunden worden, teilte die Organisation RESQSHIP am Sonntag mit, die die „Nadir“ betreibt. Die Schwestern im Alter von neun, elf und 17 Jahren seien im Inneren des Bootes ertrunken. Eine weitere Person gelte als vermisst.
Unter den Geretteten seien viele Frauen - drei von ihnen schwanger, Kinder und auch ein sieben Monate altes Baby. Das Boot sei am Vortag von Libyen aus gestartet, schon kurz nach der Abfahrt sei Wasser eingedrungen. Am Samstagnachmittag seien 14 Menschen aus medizinischen Gründen von der italienischen Küstenwache evakuiert worden, die „Nadir“ habe die anderen Überlebenden in Lampedusa an Land gebracht.
Die „Humanity 1“ wurde nach der Rettung von mehr als 50 Menschen am Samstag zu einem weiteren Notfall gerufen, wie die Organisation SOS Humanity mitteilte. Bevor die Seenotretter das Boot mit schätzungsweise weiteren 50 Flüchtlingen erreicht hätten, sei dieses von einem Patrouillenboot der libyschen Küstenwache abgefangen worden. „Das Zurückzwingen von schutzsuchenden Menschen in ein Land, in dem ihnen Folter und Missbrauch drohen, ist völkerrechtswidrig“, betonte SOS Humanity und kritisierte die anhaltende Zusammenarbeit der EU mit „den dafür verantwortlichen Akteuren“.
Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. Seit Beginn des Jahres sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bereits mehr als 1.000 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer könnte weiter höher liegen.